Kommentar |
Röslein, Röslein, Röslein rot (Heidenröslein, Johann Wolfgang Goethe)
Er pfiff auf sämtliche Butterblumen. (Die Ermordung der Butterblume, Alfred Döblin)
Ruhe sanft, kleine Aster (Morgue, Gottfried Benn)
Wie ein kleiner ehrwürdiger Mann, in einer Tulpe sitzend, den Wissenschaften obliegt (Prinzessin Brambilla, E.T.A. Hoffmann)
Kann ich dir eine Nelke reichen? (Prinz von Homburg, Heinrich von Kleist)
Die Welt der Blumen und Pflanzen in ihrer gesamten Vielfalt gehört zu den Grundmotiven künstlerischer Darstellung in Texten und Bildern, sei es als Motiv, Metapher, Attribut, emotionale Reflexionsfläche, Wissensgegenstand oder einfach nur in der Form des naturkundlichen Objekts. In literarischen Werken wird die Pflanzenwelt sehr unterschiedlich eingesetzt und inszeniert. Pflanzen als Bedeutungsträger kommen dabei nicht nur in der Lyrik zum Tragen. Wir wollen dem im SE an verschiedenen Beispielen in einer Art 'Blütenlese' gemeinsam nachgehen. Das SE wird eine Einführung in das Themengebiet bieten. Jüngst hat sich - von der Kulturwissenschaft inspiriert - in der Literaturwissenschaft ein neues Forschungsgebiet um die sog. critical plant studies gebildet, sodass wir im SE nicht nur mit vielfältigen literarischen Texten aus allen Gattungen und verschiedenen Epochen arbeiten können, sondern auch mit neuesten Forschungsansätzen in Berührung kommen werden. Anstelle von Referaten steht die gemeinsame Erarbeitung und Erschließung von Motivfeldern und das Erkunden von Bedeutungshorizonten in einer digitalen Werkstatt. Ziel ist die gemeinsame Konzeption von thematischen Sektionen und die Erarbeitung von fundierten kleineren Katalogtexten im Laufe des Semesters, wie sie im Rahmen einer virtuellen Ausstellung zur literarischen Botanik präsentiert werden könnten. Erprobt werden dadurch Möglichkeiten digitaler wissenschaftlicher Aufbereitung und Präsentation von Wissensbeständen am Beispiel der literarischen Botanik. Voraussetzung für die Teilnahme am SE ist neben der Bereitschaft zu Lektüren dieser literarischen Blütenlese das Interesse zur aktiven Mitarbeit an angeleiteter philologisch fundierter Recherche (Arbeit mit digital verfügbaren historischen Lexika, Datenbankabfragen digitaler Text- und Bildarchive), die auch Berührungspunkte mit Nachbardisziplinen wie der Bildwissenschaft nicht scheut. |
Literatur |
Hinweise zu aktueller Forschungsliteratur: Isabel Kranz: Sprechende Blumen. Ein ABC der Pflanzensprache. Matthes & Seitz 2014; Pflanzen in der Literatur und Kultur. Grundlagen und Perspektiven der Plant Studies, hg. von Anke Kramer, Urte Stobbe und Berbeli Wanning (erscheint 2020 im Peter Lang Verlag in der Reihe "Studien zur Literatur, Kultur und Umwelt/Studies in Literatur, Culture and the Environment") |