Kommentar |
In dem Frühdialog Charmides geht Sokrates, zusammen mit dem Teenager Charmides (Platons Onkel) und dem etwas älteren Kritias (einem Cousin von Platons Mutter), auf die Suche nach einer Definition von ‚Sophrosyne‘ – oft übersetzt mit ‚Besonnenheit.‘ Der Dialog bietet somit die Möglichkeit, klassische Eckpunkte des sokratischen Philosophierens zu besprechen: die Suche nach der Definition, Elenchos (die sokratische Widerlegungskunst), die Tugenden und der berühmte sokratische Satz, dass er weiß, dass er nichts weiß. Aber der kurze Dialog bietet auch eine überraschende Komplexität und Tiefe und mündet in eine interessante und komplexe Untersuchung der Selbsterkenntnis – ein sehr wichtiges Thema für die Folgetradition des Platonismus. Der Dialog endet mit einer sehr finsteren Note, wenn Platon dramaturgisch auf die Schicksale von Charmides und Critias anspielt, die beide später zu den 30 Tyrannen Athens zählen werden. In diesem Seminar werden wir den Dialog in deutscher Sprache sorgfältig lesen und diskutieren. Wegen der Kürze des Dialogs wird es auch möglich sein, begleitende Lektüre aus der Sekundärliteratur miteinzubeziehen und mitzudiskutieren. Alle TeilnehmerInnen sollten den Charmides mindestens einmal vor Beginn des Seminars gelesen haben. |