Kommentar |
Universalgelehrte gehören eigentlich einem längst vergangenen Zeitalter an. Aber Hans Blumenberg (1920-1996) scheint es darauf angelegt zu haben, ein solcher für das 20. und vielleicht auch das 21. (gewesen) zu sein. Seine einschüchternde Gelehrsamkeit ist in ‚Kloppern‘ – raumgreifend in jedem Sinne – dokumentiert ( u.a. Legitimität der Neuzeit, Lesbarkeit der Welt, Vollzähligkeit der Sterne). Aber der Reiz des Philosophen (wenn er einer ist), hat wesentlich mit einer theoretischen Neugierde zu tun, die vor nichts haltmacht und nebenbei auch eines seiner Themen ist. Entsprechend unüberschaubar ist das Werk, das sich seit Blumenbergs Tod durch Ausgaben aus einem offenbar auf Nachleben berechneten Nachlass verdoppelt hat. Abseits von den in der Forschung diskutierten Fragen, wie und wo Blumenberg zwischen Heidegger und Husserl zu verorten sei, ob er ein Anthropologe oder Phänomenologe, ein Kultur- oder Technikphilosoph, ein Metaphern-Theoretiker oder ein Theologe war, geht es in diesem Seminar um die Praxis theoretischer Neugierde anhand überschaubarer Texte: Mit Ausnahme eines (kurzen) Buches über die „Urgeschichte der Theorie“ wird sich das Seminar dem Autor über eine Reihe einschlägiger Aufsätze zu Literatur und Kunst aus den 60er Jahren nähern. Zu interessieren hat uns, ob und warum das unsere Neugierde heute erwecken könnte. |
Literatur |
Auszüge aus:
Begriffe in Geschichten, Suhrkamp 1998.
Nachahmung der Natur. Zur Vorgeschichte der Idee des schöpferischen Menschen, Reclam 2020.
Ästhetische und metaphorologische Schriften, Suhrkamp 2001.
Das Lachen der Thrakerin. Eine Urgeschichte der Theorie, Suhrkamp 1987. |