Kommentar |
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren die „Lesesucht“ und die zerstreuenden und krankmachenden Folgen zu vielen Lesens Gegenstand der Klagen und Besorgnis vieler Zeitgenossen. Ähnliche Debatten begleiteten die Einführung der „laufenden Bilder“ und des Films in den ersten Jahrzehnten nach 1900 und später in den 1960er Jahren noch einmal das Aufkommen des Fernsehens. In diesem Seminar sollen Reaktionen auf das Erscheinen jeweils neuer Medien und Debatten, die Angehörige unterschiedlicher pädagogischer, psychologischer und medizinischer Professionen über den jugendlichen Umgang mit neuen Medien führten, in diesen drei Zeiträumen untersucht werden. Analysiert werden die historischen Kontexte, die Entwicklung der kulturellen Praktiken, die Positionen der an den Debatten beteiligten Akteure und ihre Bezugnahmen auf verschiedene Ideen, vor allem auf das Konzept der Natur und das der natürlichen Entwicklung, auf die Konzepte pädagogischer Sorge und Bildung. Auf diese Weise kann nicht nur die Persistenz bestimmter pädagogischer Topoi, sondern es sollen Entstehung und Transformation der pädagogischen Denkform in Deutschland überhaupt diskutiert werden. |