Kommentar |
Mit unseren hohen Emissionen und dem dadurch verursachten Klimawandel schaden wir zukünftigen Generationen. Ähnliches gilt für andere Handlungen, die den kommenden Generationen absehbar Schaden zufügen. So fügen wir künftigen Generationen mit der Anhäufung von Atommüll Schaden zu – oder setzen sie zumindest dem Risiko einer Schädigung aus. Ähnliches gilt für zahllose weitere Giftstoffe, welche die jetzige Generation der künftigen Generation hinterlässt. Auch unser hoher Ressourcenverbrauch erfolgt offenbar zu Lasten künftiger Generationen, ebenso wie die irreversible Reduktion von Biodiversität.
In dieser Vorlesung geht es um die Frage, was wir künftigen Generationen schulden und wie sich diese Pflichten begründen lassen. Dabei stellen sich eine Reihe philosophischer Probleme, z.B. das von Derek Parfit aufgeworfene „Non-Identity-Problem“, welches die Rede von einem „Schaden“ für künftige Individuen grundsätzlich in Frage stellt. Wer angesichts dieses Problems eine utilitaristische Antwort auf zukunftsethische Fragen gibt, sieht sich jedoch mit dem – ebenfalls von Parfit aufgeworfenen – Problem der „Repugnant Conclusion“ konfrontiert. Auch weitere gängige philosophische Theorien tun sich in der Zukunftsethik schwer – z.B. ein Kontraktualismus, der auf einer Form von Gegenseitigkeit beruht, die im Verhältnis zwischen den Generationen fehlt. John Rawls meint daher, das schwierige Problem der Gerechtigkeit zwischen Generationen lege „jeder ethischen Theorie eine ernste, wenn nicht unerfüllbare Bewährungsprobe auf“. In dieser Vorlesung soll der Versuch unternommen werden, trotz dieser Schwierigkeiten eine tragfähige zukunftsethische Position zu entwickeln.
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