Kommentar |
Das Wort 'Gott' und das Wort 'Subjekt' haben zumindest eines gemeinsam: über beide gibt es viele Gerüchte, und hinsichtlich beider wird auf Nachfrage zunehmend unklar, was sie eigentlich bezeichnen.
Die These (nicht erst) der reformatorischen Theologien ist es, dass beides zusammengehört und beides nur gemeinsam verhandelt werden kann: Nicht einfach die Erkenntnis Gottes, sondern die Erkenntnis Gottes und des Menschen ist der Gegenstand und die Aufgabe der Theologie – so Augustin, so Bernhard von Clairvaux, so Zwingli, so Calvin, so Luther, so Melanchthon. Diese These wird im Gefolge der Neuzeit aufgeklärt zu der weiterführenden These, dass man nur, indem man das Selbstverständnis des Menschen thematisiert, von Gott spricht, und dass, indem man von Gott spricht, das Selbstverständnis des Menschen zur Sprache kommt – so bereits Augustin! So Descartes, so Kant, Schleiermacher, Kierkegaard, Ritschl, Bultmann, Ebeling und viele andere.
Dass und wie das dunkle und unklare Wort 'Gott' wieder ein prägnantes und orientierendes Wort unserer Sprache wird, ist das Thema der Vorlesung. In ihr werden die Thesen eines Buchprojekts vor- und zur Diskussion gestellt, das im Laufe des Jahres abgeschlossen werden soll.
Zur Hinführung: . Notger Slenczka, Fides creatrix divinitatis, Zu einer These Luthers und zugleich zum Verhältnis von Theologie und Glaube, in: J.v. Lüpke ; E. Thaidigsmann (Hg.), Denkraum Katechismus, Tübingen 2009, 171–195; ders., Sich schämen'. Zum Sinn und theologischen Ertrag einer Phänomenologie negativer Selbstverhältnisse, in: C. Richter u.a. (Hg.), Dogmatik im Diskurs, FS Dietrich Korsch, Leipzig 2014, 241-261; ders., Schleiermacher heute – ein Plädoyer, in: S. Grosse (Hg.), Schleiermacher kontrovers, Leipzig 2019, 15-39. |