Kommentar |
Klimawandel und Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Mit Greta Thunberg und den 'Fridays for Future' hat das Thema des globalen, anthropogenen Klimawandels einen hohen öffentlichen Bekanntheitsgrad erlangt. Weniger bekannt ist, dass die gesamte Umweltdebatte und darin auch der politisch bedeutsame Begriff der Nachhaltigkeit in nicht unerheblichem Maß auf christliche Motive und die durch sie beeinflusste Umweltbewegung zurückgeht. Weniger bekannt ist auch, dass die Bemühung um einen gedeihlichen Umgang mit der natürlichen Umwelt in der Moderne bereits eine mindestens fünfzigjährige Geschichte hat. 'Nachhaltigkeit', verstanden als Charakteristikum einer Wirtschafts- und Lebensweise, die gleichsam in Raum und Zeit verallgemeinerbar ist, ist mittlerweile zum unverzichtbaren Werkzeug im politischen und ökonomischen Tagesgeschäft geworden und scheint - spätestens mit den 'Sustainable Development Goals' der Vereinten Nationen von 2015 - konsensverdächtig.
Warum aber gelingt die politische Einigung auf entsprechende Klimaziele nicht? Wie lässt sich die zunehmende Front der Leugner des Klimawandels erklären? Und welche normativen Gründe lassen sich für und gegen die Nachhaltigkeitsbemühung anführen? Was nämlich zunächst und bei genügend abstrakter Formulierung konsensfähig scheint, offenbart bei genauerem Hinsehen eine Reihe von Problemen und Tücken. Ein Beispiel: Wollte man strikt nachhaltig wirtschaften, also Ressourcen nur in dem Maß verbrauchen, wie sie sich regenerieren, dürften weltweit nur wenige hundert Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in Betrieb sein. Die Ethik der Nachhaltigkeit ist nötig, weil wir uns nicht nur der Frage stellen müssen, worauf sich der Gegenstandsbereich der Nachhaltigkeit eigentlich erstreckt und wie strikt das Konzept aufgefasst werden muss, sondern auch derjenigen, woher ihre Kriterien stammen und wem oder was gegenüber wer eigentlich aus welchen Gründen in welcher Weise verpflichtet ist. Lernziel ist ein Überblick über die normativen Fragestellungen im Kontext der Nachhaltigkeitsdiskurse. |
Literatur |
Literatur zur Vorbereitung: Diefenbacher, Hans, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Zum Verhältnis von Ethik und Ökonomie, Darmstadt 2001; Nutzinger, Hans G., Radke, Volker, Das Konzept der nachhaltigen Wirtschaftsweise: Historische, theoretische und politische Aspekte, in: H.G. Nutzinger, Nachhaltige Wirtschaftsweise und Energieversorgung: Konzepte, Bedingungen, Ansatzpunkte, Marburg 1995, 13-50; Vogt, Markus, Prinzip Nachhaltigkeit. Ein Entwurf aus theologisch-ethischer Perspektive, München 2009, Lienkamp, Andreas, Klimawandel und Gerechtigkeit. Eine Ethik der Nachhaltigkeit in christlicher Perspektive. Paderborn u.a. 2009 |