Seit dem Antritt von Xi Jinping als Parteivorsitzender und Staatspräsident 2012/2013 ist eine signifikante Zunahme an repressiven Maßnahmen gegenüber zivilgesellschaftlichen Akteuren in der VR China festzustellen. Das gewaltsame Vorgehen gegenüber Protest-TeilnehmerInnen, die Einschüchterung und Verhaftung von NGO-MitarbeiterInnen und AnwältInnen sowie eine restriktivere Gesetzgebung deuten auf einen – im Vergleich zu den 2000er Jahren – gewandelten staatlichen Umgang mit gesellschaftlichen Konflikten hin. Weitgehend unbestritten ist, dass die gegenwärtige, von Xi Jinping als „Neue Normalität“ (xin changtai) bezeichnete Phase der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und des Umbaus der ökonomischen Strukturen mit einem weiteren Anstieg an sozialen Protesten, etwa von ArbeiterInnen, Bauern und UmweltaktivistInnen, einhergeht.
Vor diesem Hintergrund beschäftigen wir uns in diesem Proseminar mit aktuellen Debatten zur Funktionsweise und Transformation staatlicher Herrschaft in China. Ausgewählte Thesen zum chinesischen Autoritarismus werden anhand der Analyse konkreter Fallbeispiele sozialen Protests diskutiert: Mit welchen Strategien reagiert der chinesische Parteistaat auf die Organisierung zivilgesellschaftlicher Akteure, welche Maßnahmen werden zur Vermeidung und Bearbeitung von Konflikten ergriffen? Welche Kontinuitäten und Brüche sind hierbei in der Ära Xi Jinping festzustellen? Und welche Rückschlüsse können wir anhand der Analyse von Konfliktfällen auf das Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft in China ziehen?
Ziel der Lehrveranstaltung ist 1) die Einführung in theoretische Ansätze zur Analyse autoritärer Staatlichkeit in China sowie 2) die Befähigung zur eigenständigen, theoriebasierten Analyse von Fallbeispielen sozialen Protests.
Dieser Kurs wird als Blocklehrveranstaltung durchgeführt. Die Anwesenheit am ersten Einführungstermin (8. November 2019) ist verpflichtend.
Bitte beachten Sie: Bitte ohne Anmeldung zum ersten Termin kommen, da eine Anmeldung nicht mehr möglich ist. |