Kritische Theorie in der Tradition der „Frankfurter Schule“ zielt nicht auf die neutrale Beschreibung der Gesellschaft, sondern auf deren emanzipatorische Transformation. Diese Abgrenzung einer Theorie, die in politischen Kämpfen explizit Partei ergreift, von einer (scheinbar) objektiven und neutralen wissenschaftlichen Einstellung kehrt heute z.B. in Methodendebatten feministischer Wissenschaft(skritik) wieder.
Anhand von konkreten sozialwissenschaftlichen Problemen wollen wir gemeinsam der Frage nachgehen, was es heute heißen kann, kritische statt traditionelle Sozialwissenschaft zu betreiben. Jede*r Teilnehmer*in entwickelt ein eigenes Forschungsprojekt, in dem ein gesellschaftswissenschaftliches Thema aus kritisch-theoretischer Perspektive bearbeitet wird. Gemeinsam reflektieren wir die sich ergebenden wissenschaftstheoretischen Aspekte: Was ändert sich am Gegenstand, wenn man ihn in transformativer Perspektive behandelt? Welche Charakteristika kritischer Theorie treten in der praktischen Anwendung deutlicher hervor? Welche erweisen sich als fruchtbar, welche als problematisch?
Da es sich nicht (nur) um ein Seminar über kritische Theorie handelt, sondern um den Versuch, deren Perspektive an praktischen Fragen zu erproben, ergeben sich zwei Teilnahmevoraussetzungen: 1. Interesse an (und bestenfalls Vorkenntnisse in) kritischer Theorie und 2. die Bereitschaft, dies mit aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung in Verbindung zu bringen. Die Veranstaltung richtet sich entsprechend primär an Studierende der Sozialwissenschaften im weiten Sinne (Ethnologie, Gender Studies, Geschichte, Politikwissenschaft, Regionalwissenschaften, Soziologie, VWL usw.).
Die Ergebnisse der Projekte können anschließend bei einem öffentlichen Symposium präsentiert werden. Dessen konkrete Form hängt von den Vorstellungen und vom Engagement der Teilnehmer*innen ab. Es ist eine Fortsetzung der Veranstaltung im folgenden Semester geplant, in deren Rahmen die Projekte weiter ausgearbeitet und schließlich publiziert werden können.
Die Teilnehmenden sollten schon zu Beginn des Semesters erste Ideen dazu haben, welches Thema sie bearbeiten möchten.
Kontakt bei Fragen: robert.ziegelmann[at]hu-berlin.de |