Mit dieser Vorlesung für HörerInnen aller Fakultäten möchte ich einerseits die Neugier auf einige spannende naturwissenschaftliche Experimente zur Farberzeugung und Farbwahrnehmung wecken, die von der Wissenschaftsgeschichte überrollt worden sind: Sind sie wirklich falsch? Passen sie nicht zu heutigen Wissenschaft, oder passten sie nicht zur damaligen? Oder wurden sie nur deshalb aus dem Spiel geworfen, weil sie zu romantisch erschienen? Wie hätten sie funktionieren sollen? Kann man sie heute originalgetreu nachstellen, und wie gehen sie dann aus? Wie müsste man sie variieren, um aus ihnen weitergehende Schlüsse zu ziehen? Andererseits möchte ich aus der Betrachtung der Experimente und ihrer Geschichte einige Fragen zur Objektivität der Naturwissenschaft und ihrer Ästhetik aufwerfen: Wie eindeutig erwiesen sind die Theorien, denen wir Glauben schenken? Und wie unterscheiden sie sich von künstlerischen Bewältigungen der Wirklichkeit? – Die Experimente der Vorlesung knüpfen in lockerer Folge an die künstlerischen Interventionen von Ingo Nussbaumer (Wien) und Hubert Schmidleitner (Berlin) an, die während des Wintersemesters unter der Überschrift Augenwerk im TA T gezeigt werden und einerseits prismatisch erzeugten Spektralfarben nachgehen (Nussbaumer), andererseits mit physiologisch erzeugten Farben arbeiten (Schmidleitner). Diese Künstler und weitere Gäste werden in der Vorlesung mit eigenen Beiträgen auftreten, und alle HörerInnen sind eingeladen, sich an den Diskussionen, Interaktionen, Interferenzen und Kontroversen zu beteiligen.