Kommentar |
Die Wohnungsfrage hat sich in den letzten Jahren zum politischen Dauerbrenner entwickelt, der auch in den Alltag der Studierenden vordringt. Hohe Mietkosten und überfüllte Wohnungsbesichtigungen mausern sich zum neuen Small Talk auf WG-Partys und Begriffe wie Mietpreisbremse oder Wohnberechtigungsschein gehen ins Standardvokabular junger Menschen über. Hintergrund dieser Entwicklung sind rasant steigende Mieten in deutschen Städten, besonders solchen mit Universitäten. Auf politischer Ebene wird zwar parteiübergreifend Handlungswille symbolisiert. Über die Gründe der Wohnungskrise oder mögliche Lösungen besteht jedoch keine Einigkeit. Die Debatte verlässt zudem kaum den deutschen Kontext, manchmal nicht einmal den den jeweiligen Bundeslandes.
Unserem Projekttutorium zum Thema Wohnungspolitik möchte deshalb zweierlei leisten: Erstens wollen wir gemeinsam mit anderen Studierenden die Besonderheiten von Wohnungsmärkten und die politischen Werkzeuge ihrer Steuerung kennenlernen. Zweitens soll der deutsche Fall über einen politischen Vergleich mit zwei ähnlichen Wohnungssystemen (‘Housing Systems’) in einen internationalen Kontext gestellt werden. Im ersten Semester beschäftigen wir uns dafür mit Wohnungsmärkten und ihrer politischen Einbettung. Darauf aufbauend werden verschiedene wohnungspolitischen Instrumenten untersucht. Beides stellen wir in den Kontext aktueller stadtpolitischer Entwicklungen. Im darauffolgenden Semester widmen wir uns der Methode des internationalen Vergleichs. Wir untersuchen Wohnungsmärkte in Deutschland, Österreich und den Niederlanden und vergleichen ihre politische Steuerung entlang der im ersten Semester erarbeiteten Instrumente.
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Literatur |
- Engels, Friedrich. 2005. „Zur Wohnungsfrage.“ In Werke. Bd. 18, hg. v. Karl Marx, Hildegard Scheibler und Friedrich Engels. 21. Aufl., unveränd. Nachdr. der 1. Aufl. 1962, 213–87. Berlin: Dietz. [Zur Einstimmung auf den Kurs empfehlen wir S.213-232 "Wie Proudhon die Wohnungsfrage löst."]
- Balchin, Paul N. 1996. Housing Policy in Europe. London, New York: Routledge. [Eher für das 2. Semester: Ein nicht mehr ganz frischer aber doch interessanter Überblick.]
- Kunnert, Andrea und Josef Baumgartner. 2012. Instrumente und Wirkungen der österreichischen Wohnungspolitik. WIFO - Österr. Inst. für Wirtschaftsforschung. [Auf S. 1-21 werden die Besonderheiten von Wohnungsmärkten und ihre Verflechtung gut zusammengefasst.]
- Kühne-Büning, Lidwina. 2005. „Strategien, Instrumente und Ansätze Wohnungspolitischer Interventionen.“ In Grundlagen der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft: Vormals Lehrbuch der Wohnungswirtschaft, hg. v. Lidwina Kühne-Büning. 4., überarb. u. erw. Aufl, 259–82. Frankfurt am Main: Knapp. [Zu verschiedenen Instrumenten und der Frage, wie man sie klassifizieren kann.]
- Vollmer, Lisa und Justin Kadi. 2018. "Wohnungspolitik in der Krise des Neoliberalismus in Berlin und Wien." Prokla 191(2):447-64. [Ein Einblick in neuere Wohnungspolitische Entwicklungen in Berlin und Österreich.]
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