Kommentar |
Dieses Seminar hat „Probleme der Kritischen Theorie“ im doppelten Sinn zum Gegenstand. Einerseits soll es um philosophische Fragestellungen gehen, die sich die Kritische Theorie gestellt hat, seit sie 1931 als interdisziplinärer Diskussionszusammenhang am Frankfurter Institut für Sozialforschung von Max Horkheimer begründet wurde. Zu diesen Fragestellungen, die von den heutigen Vertreter_innen der Kritischen Theorie auf vielfältige Art und Weise weiterverfolgt werden, gehören: Ideologie- und Vernunftkritik, Verdinglichung, Entfremdung, Geschichtsphilosophie, Emanzipation und Bedürfniskritik. Neben dieser Rekonstruktion materialer Fragen der Kritischen Theorie soll es andererseits um Probleme gehen, mit denen der Versuch der systematischen Weiterentwicklung einer kritischen Theorie heute konfrontiert ist. Zur Diskussion steht hier, auf welchen Grundlagen die Kritische Theorie beruht und wie es um deren Tragfähigkeit im Licht jüngerer Herausforderungen durch andere theoretische Strömungen in der Sozialphilosophie bestellt ist: Die liberale und poststrukturalistische Kritik der hegelmarxistischen Begriffe von Vernunft, Geschichte und Gesellschaft, die Pluralisierung emanzipatorischer sozialer Bewegungen oder die Konjunktur und gerechtigkeitstheoretischer Theorieansätze stellen wesentliche Grundannahmen der frühen Kritischen Theorie infrage und/oder erweitern diese. Feministische und postkoloniale Ansätze, Critical Race Theories sowie neue sozialepistemologische Ansätze stellen die Fragen der alten kritischen Theorie mit philosophisch neuen Mitteln. Wie verhält sich die kritische Theorie im weiten Sinn zur Kritischen Theorie der Frankfurter Schule und was können die jeweiligen Ansätze voneinander lernen?
Das Seminar richtet sich an fortgeschrittene Studierende und Doktoranden mit Vorkenntnissen hinsichtlich der klassischen wie neueren Texte und Autoren der Kritischen Theorie sowie der Bereitschaft, sich in ausgedehnte Debatten einzuarbeiten. |