Kommentar |
In diesem gemeinsam von Kirsten Meyer (Philosophie) und Tobias Kümmerle (Geographie) veranstalteten Seminar geht es um eine interdisziplinäre Verständigung über ethische Aspekte des Naturschutzes. Im praktischen Naturschutz stellen sich konkrete Fragen, zu deren Beantwortung ethische Überlegungen nötig sind. Beispiele für solche Fragen sind: Welche Gründe gibt für den Erhalt der Artenvielfalt? Sind diese Gründe letztlich auf das Wohlergehen des Menschen bezogen, oder haben einzelne Lebewesen, Arten oder die Artenvielfalt auch einen „Wert an sich“? Wie ist mit Konflikten umzugehen, in denen das Wohl einzelner Tiere dem Artenschutz entgegensteht, also Konflikte zwischen dem Tier- und Naturschutz? Welchen Wert hat die „Natürlichkeit“ eines Ökosystems und was ist darunter überhaupt zu verstehen? Sollte man bereits ausgestorbene Arten mit Hilfe gentechnischer Möglichkeiten wieder zum Leben erwecken?
Um diese Fragen zu klären, sollen sowohl philosophische Grundlagentexte der Tier- und Umweltethik gelesen und diskutiert werden, als auch Texte aus der Naturschutzbiologie. So heißt es etwa in einem Beitrag der Zeitschrift „Conservation Biology“ (Wallach et al. 2018): „Conservation practice is informed by science, but it also reflects ethical beliefs about how humanity ought to value and interact with Earth’s biota. As human activities continue to drive extinctions and diminish critical life-sustaining ecosystem processes, achieving conservation goals becomes increasingly urgent. However, the determination to react decisively can drive conservationists to handle complex challenges without due deliberation, particularly when wildlife individuals are sacrificed for the so-called greater good of wildlife collectives (populations, species, ecosystems).” An diesem Beitrag hat sich in der Naturschutzbiologie eine aktuelle Debatte entzündet. Diese und andere Debatten werden wir im Seminar aufgreifen und dabei Überlegungen aus der Philosophie und der Geographie/Naturschutzbiologie aufeinander beziehen. |