Kommentar |
Wie erinnerte man sich der Toten im 19. Jahrhundert? Und warum ist das heutzutage von Bedeutung? Dieser Frage wollen wir im Q-Team nachgehen. Wenn wir uns mit dem Totengedenken vor zweihundert Jahren beschäftigen, soll dies somit verknüpft sein mit der Erinnerungskultur an die Verstorbenen im 21. Jahrhundert. Dazu wollen wir uns räumliche, mediale oder praktische Formen des Erinnerns anschauen. Dies kann eine Beschäftigung mit Friedhöfen, Totenfotographie, Totenmasken und Ähnlichem bedeuten. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlief das Sterben gänzlich anders als heutzutage. Die Menschen starben zumeist daheim und ihnen wurde von Angehörigen und Nachbarn eine mehrtägige Totenwache zugestanden. Der Trauerzug begann am Sterbehaus und führte die Menschen durch die Stadt zum Friedhof. Verwandte, Freunde und Nachbarn begleiteten die Verstorbenen auf ihrem letzten Gang. Als sich im Verlauf des Jahrhunderts Veränderungen in den Bestattungspraktiken abzeichneten, reagierten viele Menschen mit Ablehnung und Widerstand. Das lange 19. Jahrhundert, also jene Zeitphase, die der britische Historiker Eric Hobsbawm zwischen der Französischen Revolution und dem Beginn des Ersten Weltkrieges ansetzte, war mit erheblichen Veränderungen im Umgang mit den Verstorbenen und der Vorstellung des Todes verbunden, die bis heute fortwirken und sich auch in der Erinnerungskultur niederschlugen. Mit welchen Formen des Erinnerns wir uns konkret beschäftigen werden, wollen wir gemäß der Idee des Forschenden Lernens gemeinsam entscheiden. Anregungen sind an dieser Stelle explizit erwünscht. Zusätzlich zum Seminar wird die Möglichkeit geboten, freiwillig an Tagesexkursionen in Berlin teilzunehmen. Zielsetzung der Veranstaltung ist ein gemeinsames Projekt, das am Ende des Seminars realisiert werden soll. Die Veranstaltung ist in den Geschichtswissenschaften angesiedelt, richtet sich aber an alle interessierte Bachelor- und Masterstudierende.
Q-Team-Leiterin: Nina Kreibig, (nkreibig@web.de) |