Kommentar |
Kommentar: Der Versailler Vertrag von 1919 beendete den Ersten Weltkrieg und setzte den Rahmen für eine neue Ordnung in Europa. Aber er schuf auch neue Machtverhältnisse in Asien und Afrika: Deutschland verlor seine Kolonien, die Siegermächte, vor allem Frankreich und Großbritannien, übernahmen sie als Mandatsmächte des Völkerbunds. Während in Deutschland Kolonialrevisionismus Fuß fasste und zudem Konturen eines künftigen Kontinentalimperiums im Osten Europas zunehmend erkennbar wurden, erfuhren die westlichen Kolonialmächte die größte Ausdehnung ihrer Imperien in der Moderne. Eine Erfolgsgeschichte war dies nicht: Vielmehr wuchs die Opposition gegen den Besitz von Kolonien gerade in den Gesellschaften Großbritanniens und Frankreichs. Die Hoffnungen kolonialer Akteure, in Paris 1919 auch für ihre Gesellschaften eine neue Ordnung zu gewinnen, wurden enttäuscht. Umso klarer artikulierten sie danach ihren Widerstand – in den imperialen Räumen, aber auch in den europäischen Metropolen selbst. Das Seminar verbindet außereuropäische mit europäischen Perspektiven und historisiert einige der zentralen Probleme der internationalen Politik des 20. Jahrhunderts, die – wie der Nahostkonflikt – bis zum heutigen Tag virulent geblieben sind. Besonderes Augenmerk gilt den Einflüssen außereuropäischer Entwicklungen auf die westeuropäischen Gesellschaften selbst. |
Literatur |
Erez Manela, The Wilsonian Moment. Self-Determination and the International Origins of Anticolonial Nationalism, New York 2007;
Eckart Conze, Die große Illusion. Versailles 1919 und die Neuordnung der Welt, München 2018;
Jörn Leonhard, Der überforderte Frieden. Versailles und die Welt 1918-1923, München 22019. |