Das Seminar beschäftigt sich mit dem mediterranen Raum als zentralem Schauplatz postkolonialer, Europa dezentrierender Perspektiven. Aktuell wird das Bild des Mittelmeers dominiert vom Eindruck tödlicher EU-europäischer Grenzen und migrantischer Herausforderungen. Darüber hinaus haben sich jedoch auch die sehr langfristigen transkontinentalen Verflechtungen und Austauschprozesse unter post/kolonialen Vorzeichen sowie die sich überkreuzende Bewegungen des Tourismus und der Arbeitsmigration in die Imagination und Praxis mediterraner Welten eingeschrieben. Zugleich war der Mittelmeerraum einer der Orte, an dem die Ethnologien der Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts sich „Europa“ als bis dahin ausgespartem Forschungsfeld annäherten und sich damit selbst neu ausrichteten.
Diese unterschiedlichen, jedoch auch miteinander verflochtenen, plastisch-beweglichen Welten des Mittelmeers und die jeweiligen kulturellen, politisch-gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Praktiken, die sie hervorbringen, sind Thema des Seminars. Ein roter Faden wird dabei sein, wie von diesen mediterranen Welten aus Ausblicke auf Andere Europas möglich und in Umlauf gebracht werden. Das Seminar ist daher zugleich als Einführung in eine kritische Europäisierungsforschung konzipiert, die „Europa“ aus einer dezentrierenden, globale Verflechtungen in den Mittelpunkt stellenden Perspektive als bewegliches, plurales Projekt neu betrachten und in diesem Sinn „migrantisieren“ will.
Das Seminar ist offen für Masterstudierende und Promovierende. Je nach Zusammensetzung und Expertise der Seminargruppe kann so auch ein direkter Austausch mit aktuell in diesem Feld Forschenden entstehen. Darüber hinaus wird die Lektüre und Diskussion von Forschungsliteratur zentralen Raum einnehmen.
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