Kommentar |
Die Kybernetik als Wissenschaft und Wissensform gibt es vielleicht nicht. Vielleicht existieren nur Stränge, Iterationen, (Wieder-)Aufrufe - Kybernetiken eben im Plural, als Nichtgeschichte eines Denkens, das Denken eben immer auch operativ dachte, als implementiert oder implementierbar in Maschinen, Menschen, Systemen.
Neben der US-Kybernetik nach Wiener existieren natürlich noch weitere kybernetische Stränge etwa in Frankreich oder Deutschland, die mal parallel, mal divergent verlaufen. Fokus der Vorlesung ist die deutsche "Regelungstechnik", die sich bereits kurz vor Wiener etablierte, deren ingenieurstechnischen Vorläufer aber bereits viel früher zu verorten sind.
Die Vorlesung versucht keine zusammenhängende Historie der deutschen Kybernetik anzubieten, sondern eine Topographie, die sich vor allem an den Übertragungen des regleungstechnischen Denkens in Maschinen und technische Verbünde orientiert, die so zum jeweiligen Nexus, einer Verschaltung von Kybernetikern und ihren Verbünden werden. Kybernetisches Wissen, so die Hypothese übeträgt und speichert sich eben auch in Maschinen und Techniken, um bereit zu stehen für neue Verkettungen. Wenn mit Kittler "nichts ist, was nicht schaltbar ist", dann sucht die Vorlesung nach den festen und losen Schaltungen der Regelungstechnik und ihres Denkens als implementiertem Wissen und Denken. |