Kommentar |
Bereits Ende der 1970er Jahre wurden Computerspielmusik und -sounds in anderen medialen Formen (z.B. Filmen, TV-Shows, Werbung) und Musikgenres (z.B. Pop, Rock, elektronische Musik) weiterverwendet, so dass sie auch ein selbst nicht-spielendes Publikum erreichen konnten. Darüber hinaus boten Heimcomputer wie der Apple II, der Sinclair ZX Spektrum, der C64 oder der Commodore Amiga dank eines erschwinglichen Preises einer breiten Masse von Privatanwendern Zugang zu Computern. Schon bald wurden die für diese Maschinen erstellten Computerspiele, ihre Sounds und Musik, sowie die nun zugänglichen technisch-apparativen Systeme selbst als Materialgrundlage für eigenes musikalisches Handeln verwendet. Das Seminar stellt die Historie dieses musikalischen Genres materialnah vor.
Im ersten Teil des Seminars wird ein allgemeiner Überblick über die Geschichte, Entwicklung und Rezeption der Computer(spiel)musik sowie ihre Wechselwirkungen mit anderen musikalischen Genres gegeben. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf interkulturellen Austauschprozessen. In einem zweiten Schritt werden aktuelle ludomusikologische Forschungsansätze zur Diskussion gestellt, die sich mit Chiptunes befassen. In der zweiten Semesterhälfte werden ausgewählte Soundprozessoren in deren Originalsystemen auf Basis von Texten und Datenblättern vorgestellt, analysiert und programmiert. Hierzu wird sowohl Kompositionssoftware verwendet als auch die direkte Programmierung der Soundchips (in BASIC oder Assembler) vorgenommen. In Arbeitsgruppen soll auf diese Weise ein vertieftes, materialnahes Verständnis für die Soundprozessoren TIA (Atari VCS), AY-3-8912 (Amstrad CPC), SID (Commodore 64), Pokey (Atari 800 XL) sowie pulsweitenmodulierter Tonausgaben mit Hilfe der Z80-CPU (Sinclair Spectrum) erarbeitet werden. Die Ergebnisse des Seminars werden am Ende des Semesters in einer Sound-Performance im Medientheater öffentlich vorgestellt. |