Ist es mehr als eine bloße Konvention gewesen, die früher gesellschaftlich noch mehrheitsfähig war, dass nämlich die Frage nach Gott und die Rede von ihm zu den allgemeinen Verstehensvoraussetzungen menschlichen Selbst- und Weltverständnisses gehört? Jedenfalls bildete die Überzeugung, dass die Rede von Gott und vom Menschen zusammengehören, in der Neuzeit das Fundament, auf dem auch die christliche Theologie stand.
Dass die Anthropologie, die Lehre vom Menschen, zur Signatur der Theologie gehört, prägte – man denke an Friedrich Schleiermacher oder Karl Rahner – sowohl protestantische wie katholische Theologien. Die Zeiten aber sind ganz offenbar vorbei, in denen religiöse Antworten auf die Frage, was denn der Mensch sei, von gesellschaftlich abrufbarer Evidenz sind.
Die Aufgabe dieser Vorlesung besteht darin, diese Herausforderung theologisch ernstzunehmen. Sie bildet den Ausgangspunkt der Vorlesung, von dem her philosophische und theologische Grundmodelle einer möglichen Gottbezogenheit des Menschen vorgestellt und diskutiert werden sollen.
Von einem gründlichen Nachdenken über dieses Thema hängt für die christliche Theologie so ziemlich alles ab! Denn die Aussage, dass Gemeinschaft mit Gott die Bestimmung des Menschen ausmache, gehört zu den fundamentalen Grundüberzeugungen des christlichen Glaubens. Aber was heißt das noch in einer modernen Gesellschaft und also auch in einer pluralistischen Großstadtmetropole wie Berlin? Welchen Sinnüberschuss beinhaltet die Rede von Gott in den Sphären der Säkularität? |