Kommentar |
Die Komödie spielt in der Tradition der Poetik lange eine Nebenrolle. Im 18. Jahrhundert rückt sie aber ins Visier von Aufklärern, die das Lachtheater reformieren und in eine Sittenschule für Bürgertugenden verwandeln wollen. Damit gehen sie zugleich auf Konfrontationskurs zu den Komödianten der Wanderbühnen, für die Spaßmacher wie Harlekin und Hanswurst Paraderollen sind, weil die Figuren kein Tabu kennen und gerade ihrer Flegeleien wegen vom Publikum geliebt werden. In Frage stehen in diesen Kontroversen nicht nur die Narrenfreiheiten der ‚Lustigen Person‘, sondern auch Alternativen zum Wirkungsziel der bloßen Erheiterung, die bislang ungenutzt blieben – zum Beispiel das Weinen. Die Vorlesung gibt einen Überblick über die verschiedenen Spielarten des Komödientheaters im 18. Jahrhundert, die sich unter dem Druck der Forderung nach Regeltreue, aber auch im Widerstand gegen sie entwickeln. Im Kontext der politischen, sozial- und bühnenhistorischen Gemengelagen, die unterschiedliche Genrekonjunkturen in Städten wie Leipzig, Hamburg, Berlin und Wien erklären, wird dabei auch zu diskutieren sein, wie durch die Komödien sowohl Ideen des Nationaltheaters als auch des Lokaltheaters Profil gewinnen. |