Kommentar |
Unter dem Schlagwort der "Digital Humanities" hat big data endgültig Einzug in die Geistes- und Kulturwissenschaften gehalten. Unvordenklich große Datenmengen werden nicht mehr in mühevollen Kompendien aufbereitet, sondern online zur wissenschaftlichen Verfügung und Analyse gestellt - verbunden mit der Chance (und Risiko zugleich), die geisteswissenschaftliche Hermeneutik mit diesem Datenbad selbst auszuschütten. Dem menschlichen Geist erwächst parallel in Gestalt von maschinellem "Deep Learning" eine neue hermeneutische Metapher. Dem setzt Radikale Medienarchäologie eine Quellenkritik von Quellcode und logischen Schaltungen entgegen, als Kunst einer operativen Hermeneutik, die daraus epistemologische Erkenntnisfunken zugunsten von "humanities of the digital" (J. C. van Treeck) schlägt. Computing intelligence wurde bereits in der kybernetischen und nachrichtentechnischen Informationsästhetik der 1950er bis 1970er Jahre praktiziert (Bense, Moles, et al.). Auch dieser Wiederentdeckung dient das Seminar. |
Literatur |
- Raúl Rojas, Theorie der neuronalen Netze: eine systematische Einführung, Berlin et al. (Springer) 1993;
- Susan Schreibman / Raymond George Siemens / John Unsworth (Hg.), A Companion to Digital Humanities, Malden et al. (Blackwell) 2004;
- David M. Berry (Hg.), Understanding digital humanities, Houndmills (Pelgrave Macmillan) 2012; Anne Burdick / Johanna Drucker / Peter Lunenfeld / Todd Presner / Jeffrey Schnapp, Digital_Humanities, Cambridge, MA (MIT Press) 2012;
- Ramón Reichert (Hg.), Big Data. Analysen zum digitalen Wandel von Wissen, Macht und Ökonomie, Bielefeld (transcript, Reihe "Digitale Gesellschaft") 2014, 133-156;
- Patrick Svensson / David Theo Goldberg (eds.), Between Humanities and the Digital, Cambridge, Mass. / London (The MIT Press) 2015;
- Louise Amoore / Volha Piotukh (eds.), Algorithmic Life. Calculative devices in the age of big data, New York / London (Routledge) 2016;
- Manuela Lenzen, Künstliche Intelligenz, München (Beck) 2019.
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