Kommentar |
Unseren fast selbstverständlich scheinenden Respekt vor dem „Geist der Hellenen“ verdanken wir letztendlich den alten Römern, den westlichen Nachbarn der Griechen. Die Wahrnehmungen desselben Volkes und dessen kultureller Leistung von der anderen, östlichen, Seite konnten davon – mitunter sehr stark – abweichen. Das liegt zum Teil daran, dass die Kritiker des Hellenismus oft Juden oder Christen waren, die in eigenen monotheistischen Ansichten eine höhere Erkenntnisstufe im Vergleich zur griechischen Vielgötterei sahen. Einiges haben sie dabei auch von ihren „polytheistischen“ (babylonischen, ägyptischen, phönizischen) Vorfahren übernommen, die in den Griechen ein junges Volk gesehen hatten, das kaum etwas vom echten Altertum weiß.
In der Übung beschäftigen wir uns mit Texten verschiedener Autoren beginnend von den Makkabäerbüchern (Ende des 2. Jh. v.Chr.) bis hin zu den Werken der christlichen Apologeten des 2. Jh. n.Chr., unter welchen Tatians „Rede an die Griechen“ für das Thema von besonderem Interesse ist. Die Schrift des Flavius Josephus „Gegen Apion“ (Ende des 1. Jh. n.Chr.) bildet ebenfalls einen der Höhepunkte des Kurses.
Voraussetzung für die Teilnahme sind Kenntnisse der griechischen Sprache.
Als einführende Literatur zum Selbststudium wird empfohlen: J.L. KUGEL (Hg.), Shem in the tents of Japhet: Essays on the Encounter of Judaism and Hellenism (insbesondere Aufsatz von A. Baumgarten, „Were the Greeks Different? If so, How and Why?“, S. 1-12), Leiden/Boston/Köln 2002; P. PIELHOFER, Presbyteron kreitton. Der Altersbeweis der jüdischen und christlichen Apologeten und seine Vorgeschichte, Tübingen 1990; B. POUDERON, J. DORÉ (Hgg.), Les apologistes chrétiens et la culture grecque (insbesondere Aufsätze von M. Alexandre, E. Norelli und G. Dorival, S. 1-40; 81-120; 423-465), Paris 1998; V. WITTKOWSKY, Warum zitieren frühchristliche Autoren pagane Texte? Zur Entstehung und Ausformung einer literarischen Tradition, Berlin/Boston 2015.
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