Die Veranstaltung beginnt in der zweiten Semesterwoche.
Pierre Bourdieu (1930-2002) gilt als einer der einflussreichsten Sozialwissenschaftler unserer Zeit. Seine Arbeiten und Theorien werden nicht nur in der Soziologie, die größtenteils seine ‚Heimatdisziplin‘ bildet, sondern auch in vielen anderen Disziplinen breit rezipiert. Auch die Erziehungswissenschaften beschäftigen sich seit einiger Zeit intensiv mit Bourdieu.
In diesem Seminar wollen wir uns, daran anschließend, mit pädagogischen Perspektiven auf (und mit) Pierre Bourdieu beschäftigen. Im ersten Teil erarbeiten wir - orientiert an Primärtexten von Bourdieu - die Grundlagen seiner Theorie (Habitus, Kapitaltheorie, Feldtheorie). Im zweiten Teil des Seminars gehen wir auf konkrete erziehungswissenschaftliche Perspektiven auf Bourdieus Theorie ein. Dabei kommen neben klassischen bildungssoziologischen Sichtweisen, die Bourdieu als ‚Ungleichheitstheoretiker‘ im Kontext pädagogischer Institutionen (Schule, Universität aber auch Familie) lesen, bildungstheoretische (Habitustransformation, Subjektivierung), erziehungstheoretische (Bourdieus „implizite Pädagogik“) und lerntheoretische Perspektiven (Inkorporierung als körper-/leibbezogener Lernprozess) zu Wort. Orientiert an den Interessen der Studierenden, widmen wir uns im dritten Teil des Seminars weiteren erziehungswissenschaftlich relevanten Bereichen (z.B. Praxistheorie, Emotionstheorie, Gender, Körper/Leib). In allen drei Teilen wird das grundlegende Verhältnis von Bourdieus Theorie zu genuin erziehungswissenschaftlichen und pädagogischen Theorien und Praktiken reflektiert und diskutiert. Dabei sollen auch Grenzen und Probleme einer pädagogischen Lektüre Bourdieus benannt und thematisiert werden.
Voraussetzung ist die Bereitschaft der intensiven Lektüre wissenschaftlicher Texte und der aktiven Diskussion ebendieser im Seminar.