Kommentar |
Medienkulturen des sog. Globalen Südens werden nach wie vor primär mit territorialen Entitäten und Nationalstaaten in Verbindung gebracht: Presse in Indien, Fernsehen in Pakistan, Kino in Sri Lanka (etc.). Mobile Medienpraktiken werden wiederum in erster Linie mit mobilen Kommunikationstechnologien assoziiert, weniger jedoch mit der Mobilität der sie nutzenden (und dadurch mit prägenden) Akteur*innen selbst. Hochproblematische Begriffe wie „ethnische Medien(kulturen)“ oder sogar „Ethnomedien“, welche lange Zeit die Diskussion im deutschsprachigen Raum dominierten, weisen auf die Schwierigkeit hin, über das monolinguale Paradigma hinauszudenken und Medienkulturen grundsätzlich als multilingual, miteinander verwoben und in Bewegung zu betrachten. Auch der im Englischen üblichere Begriff der „diasporic media cultures“ muss in dieser Hinsicht kritisch hinterfragt werden.
Wie verändert sich also unser Blick auf urbane Medienkulturen in Berlin, wenn wir sie nicht mehr als zwangsläufig entlang sprachlicher oder anderer vorgestellter Grenzen voneinander „getrennt“ und jeweils in sich homogen, sondern als ein mehrsprachiges und vielfältiges Ensemble verstehen? Am Beispiel südasiatischer Medienkulturen in Berlin gehen wir dieser Frage im Rahmen des Forschungsseminars nach. Neben der sprachlichen Diversität und Vielfalt an Medienformen kann der Fokus auch auf den intergenerationalen Wandel von Medienpraktiken in Familien und Communities oder auf die Beziehungen zwischen Gender, Mobilität und Medien gerichtet werden.
Die Forschungsergebnisse der Teilnehmenden sollen im Rahmen einer Ausstellung präsentiert werden, die am 2. Tag der offenen Tür am IAAW am 21. Februar 2020 (anlässlich des International Mother Language Day) eröffnet wird. |