Kommentar |
In vielen Gesellschaften gilt es als grundlegende gesellschaftliche Norm, dass Positionen, Güter und Belohnungen nach Leistung vergeben werden sollten. Für Fragen der Anerkennung der gesellschaftlichen Ordnung, für Leistungswillen und Motivation der Gesellschaftsmitglieder, für das Bildungssystem und für die funktionale Arbeitsleitung werden meritokratische Prinzipien als wichtig erachtet. Allerdings kennen wir auch gravierende Abweichungen von dieser Norm, etwa wenn sich Leistung und Erfolg entkoppeln, wenn es zu einer Vererbung von Privilegien kommt oder wenn es Mobilitätsblockaden gibt. In gewisser Weise bleibt das meritokratische Modell immer eine gesellschaftliche Fiktion, da es zahlreiche gegenläufige Prozesse gibt, die es unterlaufen. Das Vertiefungsseminar macht sich zur Aufgabe, begriffliche und konzeptionelle Grundlagen des Merikokratiemodells zu erschließen und zugleich an neuere gesellschaftliche Veränderungen anzuknüpfen. Darauf aufbauend sollen kleinere empirische Arbeiten durchgeführt werden, die sich mit Verteilungspraxen und Wahrnehmungen und Deutungen meritokratischer Verteilung beschäftigen. |
Literatur |
- Frank, Robert H. (2016): Success and Luck: Good Fortune and the Myth of Meritocracy. Princeton: Princeton University Press.
- Offe, Claus (1970): Leistungsprinzip und indidtrielle Arbeit. Mechanismen der Statusverteilung und industrielle Arbeit in Arbeitsorganisationen der „Leistungsgesellschaft“. Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt.
- Solga, Heike (2009): Meritokratie – die modernde Legitimation ungleicher Bildungschancen. In: Heike Solga, Justin Powell, Peter A. Berger (Hrsg.), Soziale Ungleichheit. Klassische Texte zur Sozialstrukturanalyse. Frankfurt am Main; New York: Campus, 63-72.
- Swift, Adam (2004): Would perfect mobility be perfect? European Sociological Review 20 (1), 1-11.
- Young. Michael (1994 [1958]): The rise of the meritocracy. New Brunswick/London: Transaction Publishers.
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