Kommentar |
De providentia ist der erste der sogenannten philosophischen Dialoge Senecas und wie alle anderen Dialoge sowie auch die Briefe an Lucilius wurden sie in den letzten Lebensjahren des römischen Philosophen verfasst, nach der Verabschiedung von Nero und der Entscheidung, vom aktiven politischen Leben zurückzutreten. Auch in De providentia wie in all seinen anderen Dialogen beschäftigt sich Seneca mit Kernfragen und Kernthemen der stoischen Philosophie und insbesondere mit dem Thema der göttlichen Vorsehung (providentia) und des Verhältnisses zwischen Vorsehung, Notwendigkeit und Gerechtigkeit des menschlichen Schicksals. Die Leitfrage, auf die Seneca in diesem Werk seine Aufmerksamkeit richtet, ist die nach der richtigen Geisteshaltung des Weisen dem Leiden und den Unglücksfällen gegenüber: Wie ist es in einer Welt, in der göttliche Vorsehung herrscht, zu rechtfertigen, dass nicht nur böse, sondern auch gerechte Menschen Unglück erfahren? Durch die Erörterung dieser Frage bietet Seneca eine Betrachtung des menschlichen Schicksals und des Platzes des Menschen im Rahmen der kosmischen Ordnung, in der sich wesentliche Aspekte der stoischen Physik, Ethik und Erkenntnislehre miteinander eng verknüpfen.
Literatur: Eine vollständige Literaturliste wird am Anfang des Seminars zur Verfügung gestellt werden. |