Kommentar |
In diesem Seminar werden wir uns mit einem der faszinierendsten, wirkungsvollsten und schwierigsten Texte der Antike befassen. Denn die Poetik des Aristoteles ist gleichzeitig Gründungstext der Literaturtheorie, der Dichtungslehre und der Ästhetik, philosophische Abhandlung über das „Tragische“ und wichtiger – und in mehreren Hinsichten noch rätselhafter – Ausdruck des aristotelischen Versuchs, alle Formen der menschlichen Rationalität wissenschaftlich zu betrachten und alle Wissensbereiche, in denen sich diese Rationalität entfaltet, systematisch zu explorieren, umzufassen und einzuordnen. Folgende Fragen werden unter anderem erörtert werden: Wie lässt sich die aristotelische Definition der „poiesis“ als „mimesis“ verstehen? Wie lässt sich die Definition von „poesis“ aus der Natur des Menschen ableiten? In welchem Verhältnis stehen die aristotelischen Begriffe von „physis“, „praxis“ und „poiesis“ zueinander? Wie sind die Arten der mimesis zu unterteilen? Wie lässt sich die Tragödie als Gattung definieren? Durch welche Eigenschaften (Ganzheit, Einheit, Wahrscheinlichkeit, Notwendigkeit) soll die Handlung in einer Tragödie geprägt sein? In welchem Verhältnis steht die aristotelische Dichtungslehre und Ästhetik mit der platonischen Kritik an die Dichtung und die Künste? In den letzten Sitzungen des Seminars werden wir auch einen Blick auf die frühneuzeitliche Rezeption der Poetik werfen.
Literatur: Aristotelis de arte poetica liber. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit Rudolph Kassel Clarendon Press, Oxford 1965; Aristoteles: Poetik. griech.-dt., übers. und hg. von Manfred Fuhrmann, Stuttgart 1994; Aristoteles: Poetik. Übersetzung und Kommentar von Arbogast Schmitt. Akademie-Verlag, Berlin 2008; D. W. Lucas: Aristotle, Poetics. Introduction, commentary and appendices. Clarendon Press, Oxford 1968; Amélie Oksenberg-Rorty (Hrsg.): Essays on Aristotle’s ‘Poetics’. Princeton 1992.
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