Kommentar |
In ihrer Dissertation mit dem Titel "Naturbeherrschung und Weiblichkeit – Denkformen und Phantasmen der modernen Naturwissenschaften" geht Elvira Scheich der Frage nach dem Zusammenhang von Frauendiskriminierung in der patriarchalen kapitalistischen Gesellschaft und der Vorherrschaft einer bestimmten Form des Denkens (der abstrakt-rationalen) in den modernen Naturwissenschaften nach. Ausgehend von Alfred Sohn-Rethel verbindet sie dabei die Bereiche Ökonomie, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft im allgemeineren miteinander und zeigt die im Zusammenspiel auftretenden Widersprüche und Wechselwirkungen auf. Weiblichkeit als in allen diesen Bereichen gesonderte Weise wird durch das Aufzeigen eines Prozesses der Ausgrenzung – wenn auch in erster Linie negativ – sichtbar gemacht. Während das abstrakt-wissenschaftliche Denken einhergehe mit dem abstrahierenden Tauschverhältnis in der Warenökonomie, wird die rational-technisierte Naturbeherrschung und -unterdrückung als Ergebnis eines Verdrängungsprozesses von sozialer Herrschaft gedacht, wobei jene wiederum in phantasmagorischer Form auf diese zurückwirkt. Nur durch Reflexion des Verdrängungsprozesses kann die unbewusste Gesellschaftlichkeit des (natur)wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses sichtbar gemacht werden. Naturwissenschaft ist in das gesellschaftliche Sein involviert. Deshalb wollen wir anhand von Scheichs Arbeit in diesem Projekttutorium u.a. den folgenden Fragen nachgehen: -Wie lassen sich die Denkformen der Naturwissenschaft auf abstrakte Formen der Vergesellschaftung zurückführen? -Wie hängen gesellschaftliche Geschlechterrollen und naturwissenschaftlich abstrakt-rationales Denken zusammen? -Welche Rolle erfüllen die konstruierten Geschlechterdifferenzen in den (Natur)Wissenschaften? Um diese und andere Fragen anzugehen wollen wir in Vorbereitung auf die Sitzungen jeweils Abschnitte aus Scheichs Arbeit lesen und in den Sitzungen dann gemeinsam diskutieren. |