Kommentar |
Das Seminar startet in der 2. Woche der Vorlesungszeit.
Der Begriff „Kriminalität" bzw. das „kriminell sein" erscheint nicht nur im Alltag wie eine natürliche Größe, sondern wird auch in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen kaum dekonstruiert oder kritisch in seiner Nutzung hinterfragt. Das führt dazu, dass Normen und Werte beständig reproduziert werden und die asymmetrische Macht- und Privilegienhierarchie nicht greifbar wird. Mit der Dekonstruktion von „Kriminalität“ werden Ziele und Motive der Konstruktion eines solchen Konzeptes deutlich, die Motivation, die scheinbare Notwendigkeit, als auch der systematische Ausschluss von Negativ-Privilegierten. Der zeitliche, kulturelle Kontext, der Wandel des Verständnisses von „Kriminalität“ und die verschiedenen Perspektiven auf das Konzept und seine Konsequenzen sind genauso von Interesse, wie die Strafe im Kontext von „Kriminalität“, und ihre Selektivität, die gesellschaftsschädlichen Handlungen, die nicht sanktioniert werden und die verschiedenen Formen von Kriminalisierung. Ein hoch politisches, jedoch sehr wenig politisiertes Thema wird im Rahmen dieses Q-Tutoriums bearbeitet. Durch gemeinsames Forschen werden wir uns dem Begriff als Konzept, Instrument und Arena annähern, um eine wissenschaftliche Grundlage zu schaffen und der Frage näher zu kommen, in wie weit „Kriminalität“ funktional ist um soziale Ungerechtigkeit zu legitimieren. Die interdisziplinäre Ausrichtung des Seminars wird durch die Teilnahme Studierender verschiedener Fachrichtungen bereichert, teilnehmen können alle, die Interesse an der Thematik haben und ein Grundverständnis von der Behandlung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen. Die Literatur von Henner Hess, Johannes Stehr, Jan Wehrheim, Fritz Sack, Angela Y. Davis, Michel Foucault, Edwin Sutherland, etc. wird uns ein großes zu beforschendes Feld aufzeigen. |