Kommentar |
"A Theory of Justice" von John Rawls zählt zu den wichtigsten Büchern der Politischen Philosophie, ja ein großer Teil der zeitgenössischen Politischen Philosophie ist eine Auseinandersetzung mit diesem epochalen Werk. Ausgehend von der Frage, wie eine gerechte Gesellschaft beschaffen sein sollte, entwirft Rawls mit dem Schleier des Nichtwissens eine Methode, mit der er zwei Prinzipien der Gerechtigkeit herausarbeitet. Darüber hinaus verhandelt Rawls Grundfragen der Ethik, kritisiert den Utilitarismus und entwickelt eine an Kant angelehnte Vertragstheorie. Rawls' Argumentation ist im Einzelnen brillant, allerdings ist sein Werk auch von Spannungen durchzogen, die die Diskussion seines Werks so spannend machen. So fordert sein oberstes Gerechtigkeitsprinzip, die Freiheiten jedes Individuums so weit zu maximieren, wie dies mit den gleichen Freiheiten der anderen vereinbar ist - Rawls bezeichnet seine Position daher als politischen Liberalismus. Das zweite Gerechtigkeitsprinzip verlangt indes, soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten nur so weit zuzulassen, wie sie den Benachteiligten den größten Vorteil bringen - diese Forderung ließe sich vermutlich nur in einem sozialistischen Wirtschaftssystem umsetzen. In diesem Lektüreseminar werden wir die ersten vier oder fünf Kapitel textnah interpretieren und diskutieren, wobei wir die englischsprachige Originalausgabe (Revised Edition 1999) zugrunde legen. |