Kommentar |
Kaum ein Ordnungsmodell in der Literaturwissenschaft impliziert so viele ästhetische und normative Bewertungen wie das der Einteilung in Hohe und Niedere Literatur. Im zweiten Teil dieses Projekttutoriums wollen wir uns Unterhaltungs- bzw. Trivialliteratur des 21. Jahrhunderts aus unterschiedlichen Perspektiven annähern. Dabei soll es darum gehen, sich von bekannten literarischen Kategorien und vermeintlich etablierten Wertzuschreibungen zu lösen. Ausgehend von einer genauen literaturwissenschaftlichen Analyse sollen Groschenromane, Kitsch-, Schund- und Schemaliteratur nicht nur den individuellen Lesehorizont erweitern, sondern Unterhaltungs- bzw. Trivialliteratur in ihrer gesellschaftlichen Relevanz bis heute ernst genommen werden. Im Zentrum stehen die Projekte, Ideen und Forschungsfragen der Studierenden, wie etwa: ExpertInnen-Befragung zur Produktion von Unterhaltungsliteratur im Verlagswesen, marktwirtschaftliche Analyse zum Phänomen des Bestsellers, Exkursion in eine Buchhandlung (Verkaufsstrategien), Interview mit zeitgenössischen AutorInnen, die Gestaltung einer Sitzung zu einem selbst gewählten Themenschwerpunkt oder Ähnliches. Ob Graphic Novels, die Bestseller von Charlotte Link, ob Kinder- und Jugendliteratur, Trivialliteratur im Feuilleton oder Regionalkrimis – zusammen widmen wir uns dem Forschungsfeld „Trivialliteratur von heute“ und schlagen die Brücke zwischen Theorie und Praxis. |