Kommentar |
Die Übung betrachtet die Entwicklung des Fußballs im Kalten Krieg und die Wechselbeziehungen des global populärsten Sports der Moderne zu anderen sozialen Sphären im Rahmen des jeweils herrschenden Systems, so Innen- und Außenpolitik, Wirtschaft, Medien, Alltags- oder Konsumkultur. Gerade die Phase jahrzehntelanger Systemkonkurrenzen ist geeignet, die Verhältnisse des ‚Weltsports‘ zu seinen spezifischen politisch-ökonomischen Einbettungen zu erschließen: Wie ‚ideologisch‘ waren der Fußball und die Zeit des Kalte Krieges eigentlich?
Die Veranstaltung fußt dabei auf bisherigen, meist ‚politisch-repräsentativen‘ Forschungen, weitet den Blick aber auf neue Themen – zunächst die Globalisierung, Medialisierung und Kommerzialisierung des Fußballs an sich. So ergeben sich weitere Fragen, etwa nach der Ökonomie des Fußballs und (alltags)kulturellen Dimensionen in Ost und West, aber auch in blockfreien Staaten: Wie verhielten sich aktiver Massensport und Spitzenfußball als Konsumgut zueinander, wie Sport und Geschlechtlichkeit, wie Fußball und (rebellische) Jugend?
Im Zentrum der Betrachtung steht Europa, wichtig sind – auch wider eine übermäßige Konzentration auf die ‚bipolaren‘ Blöcke – aber ebenso andere Erdteile, vor allem Afrika und Asien. Neben Schlüsseltexten werden ausgewählte Originalquellen sowie Filmausschnitte genutzt und so die Beschäftigung mit einer breiten Auswahl von Ansätzen, Themen und Quellenarten einer zeitgemäßen historischen Fußballforschung ermöglicht. |
Literatur |
Balbier, Uta A.: Kalter Krieg auf der Aschenbahn. Der deutsch-deutsche Sport, 1950-1972: Eine politische Geschichte. Paderborn: F. Schönigh 2007.
Tomlinson, Alan/Young, Christopher/Holt, Richard (Hrsg.): Sport and the transformation of modern Europe: states, media and markets, 1950-2010. Abingdon: Routledge 2010.
Vonnard, Philippe/Sbetti, Nicola/Quinn, Grégory (Hrsg.): Beyond boycotts: sport during the Cold War in Europe. Berlin: De Gruyter Oldenbourg 2018.
Wagg, Stephen/Andrews, David L. (Hrsg.): East plays West: sport and the Cold War. Abingdon/Oxon, NY: Routledge 2007. |