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Ernährungsräume in Stadt und Land im Europäisierungsprozess: Der Widerstreit zwischen Ökologie und Ökonomie SP I - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Studienprojekt Veranstaltungsnummer 51729
Semester SoSe 2019 SWS 4
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist Es findet keine Online-Belegung über AGNES statt!
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Do. 12:00 bis 16:00 wöch von 11.04.2019  212 (Seminarraum)
Stockwerk: 2. OG


Institutsgebäude - Mohrenstraße 40/41 (MO 40)

  findet statt    
Gruppe 1:
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Scholze-Irrlitz, Eleonore , PD Dr.
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Master of Arts  Europäische Ethnologie Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Philosophische Fakultät, Institut für Europäische Ethnologie
Inhalt
Kommentar

Eine immer weiter steigende Arbeitsproduktivität wurde in der Moderne bislang als wichtiger Indikator für fortschreitende wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung gesehen. Verbunden war dies für breite Schichten der Bevölkerung mit der Überzeugung, dass sich auf Basis steigender Einkommen auch immer mehr Konsum realisieren lässt. Heute zeichnet sich ab, dass dieser Mechanismus für die Zukunft kaum mehr Gültigkeit haben wird. Ökologen, Ökonomen und Wirtschaftssoziologen gehen davon aus, dass die Dynamik wirtschaftlicher Entwicklung nicht mehr rein an der Arbeitsproduktivität, sondern am Tempo der Steigerung der Ressourceneffizienz gemessen werden muss. (Adelheid Biesecker, Rainer Land u. a.)

 „Die sozialen Folgen der Lebensmittelproduktion beginnen heute überall vor der Haustür. In den städtischen Schlachthöfen schuften osteuropäische Arbeiter“ (Stierand), auf den Feldern ernten Frauen und Männer aus Billiglohnländern die saisonalen Sonderkulturen, die nur mit intensivem Pestizideinsatz produziert werden können. Insofern spielen in ländlichen Ökonomien soziale und ökonomische Transformationsprozesse und ökologische Krisen eine Schlüsselrolle. Weltweit manifestiert sich dies gegenwärtig in einem fortschreitenden demographischen und strukturellen Wandel sowie in einer unter globalem Wachstumsdruck agierenden industrialisierten Landwirtschaft. Hinzu kommen Auswirkungen des Klimawandels wie Wassermangel und zunehmende Unwetter, die u. a. die Sorge um die Sicherstellung der Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung vergrößern. Doch die moderne Landwirtschaft wird inzwischen als einer der zentralen Auslöser für die Bedrohung der Biodiversität betrachtet und die fehlende Einbindung in Raum und Zeit kennzeichnet eine delokalisierte Nahrungsgüterproduktion.

Wie reagieren die Bewohnerinnen und Bewohner der Städte auf diese Herausforderung und wie können sie das Ernährungssystem beeinflussen? Was sind neue Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe z. B. hinsichtlich der Lebensmittelproduktion unter einer sich stetig verändernden Produzenten-Verbraucher-Beziehung? Mit Konzepten wie Commons, solidarische Ökonomie, Subsistenz oder „buen vivir“ wird versucht, darauf sozial-konkrete Antworten zu geben und im Europäisierungsprozess zu einer überregionalen Abstimmung zu kommen. Gerade das rückt Rollenverteilungen, Geschlechterkontexte oder soziale Machtkonstellationen in ein neues Licht.

Speziell der ländliche Raum ist inzwischen verstärkt zu einer Projektionsfläche städtischer Sehnsüchte nach einem anderen, „besseren Leben“ geworden. Es zeigt sich, „Land und Dorf“ werden in der Stadt erfunden. Städtische Vorstellungen von Naturnähe und Überschaubarkeit, von funktionierenden Dörfern mit kurzen Wegen und persönlichen Beziehungen, kollidieren aber immer öfter mit der Alltagserfahrung der Bewohner. Land und Dorf zeigen sich entgegen der Vorstellung von einer geschlossenen Gesellschaft eher als Transitzonen von Menschen und Ideen.

            Ausgehend vom ökologischen Agrarbetrieb in Brodowin, gelegen im Biospärenreservat Schorfheide-Chorin, nordöstlich von Berlin, wollen wir die derzeitige Situation in den Blick nehmen und weitere Projekte zum Vergleich heranziehen, so z. B. das der Stanislawski Karłowski Stiftung e. V. in Juchowo (Polen).

Bei der Forschung im Feld (z. B. durch Interviews, teilnehmende Beobachtung, Surveys, Mapping, Archivarbeit) soll nicht nur aktuelles Datenmaterial zum Alltag und seiner Wahrnehmung durch die jeweiligen Akteure erhoben werden. Vielmehr gilt es verschiedene ethnologische Forschungsmethoden einzuüben und im Feld auf ihre Wirksamkeit und Grenzen hin zu testen. Für die Erarbeitung individueller empirischen Skizzen spielen die Entwicklung eines Forschungsdesigns und das wissenschaftliche Schreiben sowie die Übung unterschiedlicher Feedbackmethoden eine Rolle. Der Laborcharakter des Studienforschungsprojektes wird durch die Produktion kreativer Formate wie z. B. Film, Radiofeature oder interaktive Ausstellung unterstrichen. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft zu Reisen und zur Feldforschung vor Ort, flexibel und individuell abgestimmt.

Wichtig:

Für die Planung der auch außerhalb Berlins stattfindenden Exkursionen, so nach Brodowin und Juchowo (Polen) bitte ich Sie um eine Anmeldung für die Teilnahme am Studienprojekt, möglichst bis zum 27. März 2019.

 

Literatur

Stierand, Philipp: Speiseräume – Die Ernährungswende beginnt in der Stadt. München 2014

Strukturbaum

Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2019. Aktuelles Semester: SoSe 2024.
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