Kommentar |
Die Trope der Ironie hat, weit mehr als ihre Schwestern Metapher, Metonymie oder Synekdoche, eine beachtliche Karriere außerhalb der Rhetorik hingelegt. Mit Platons sokratischen Dialogen tritt die Ironie in den philosophischen, aber auch in den literarischen Diskurs, in der Romantik wird sie zum philosophischen Denk- wie zum poetischen Produktionsprinzip erklärt, um in der Postmoderne, natürlich voller Ironie, wieder verabschiedet und damit erst eigentlich zur Lebensform erklärt zu werden: „Irony is over. Bye bye“ (Pulp). So mutiert im (Neo-)Liberalismus die Politik selbst, bislang allenfalls Gegenstand der Ironie, zur ironischen Instanz (C. Menke). Nach der Jahrtausendwende setzen sich schließlich Künstler kritisch mit der Ironie auseinander, wie etwa das Schweizer Duo Com&Com, das in seinem „Postironischen Manifest“ eine neue Authentizität und Nähe fordert.
Im Seminar werden wir uns mit philosophischen Grundlagentexten unter anderem von Platon, Friedrich Schlegel und Kierkegaard befassen, einschlägige wie aktuelle Forschungsbeiträge diskutieren und künstlerische Formen der Ironie untersuchen, um rhetorische, linguistische, philosophische und poetologische Ironie-Begriffe zu unterscheiden und aufeinander zu beziehen. |