Kommentar |
Vor fünfzehn Jahren haben der Soziologe Luc Boltanski und die Betriebswirtschaftlerin Ève Chiapello eine anhaltende Debatte entfacht: In ihrem Buch Der neue Geist des Kapitalismus beschreiben sie die Transformation der Arbeitswelt in eine neue Projekte-Kultur, in der wir, dauerhaft prekär und auf der Suche nach Bündnispartner*innen, Projekte schmieden oder uns in die Projekte anderer einklinken und also vernetzen müssen, wobei soziales Kapital ebenso gefragt ist wie Kreativität und Flexibilität. Mitverantwortlich dafür wird der Geist von 1968 gemacht, schließlich war es zuerst die Alternativkultur, die sich in zeitlich wie örtlich begrenzten Projekten organisierte. Das Seminar wird dieser Debatte um den kreativen Imperativ und die mit ihm verbundenen Erschöpfungserscheinungen ebenso nachgehen wie den Anfängen der neuen Projekte-Kultur in den 1970er Jahren, die – unterstützt durch eine Kulturpolitik, die den Kulturbegriff entgrenzen und breite Bildungs- und Partizipationsangebote machen wollte – ganz anderes versprach. |
Literatur |
Luc Boltanski, Ève Chiapello, Der neue Geist des Kapitalismus. Konstanz 2003; Christoph Menke, Juliane Rebentisch, Kreation und Depression. Freiheit im gegenwärtigen Kapitalismus. Berlin 2010 |