Kommentar |
Dieses verpflichtende einführende Seminar will Ihnen einen umfassenden Einblick in Forschungsfelder und aktuelle Debatten der Europäischen Ethnologie geben: Es ist als Ringvorlesung organisiert, d.h., dass in jeder Sitzung ein anderer Forschungsschwerpunkt mit seinen besonderen Fragestellungen und Debatten im Mittelpunkt stehen wird. Auf diese Weise werden Sie die Forschungsschwerpunkte und die Lehrenden des Instituts für Europäische Ethnologie kennenlernen. Es geht dabei um die "Breite" der Felder und Ansätze, nicht um Spezialisierung und Vertiefung. Dies soll Ihnen eine erste Orientierung am Institut ermöglichen und Sie darin unterstützen, Ihre Interessen und eigenen Schwerpunkte im Fach und seinen Forschungsansätzen zu verorten.
Die Sitzungen werden aber durch eine übergreifende Problemstellung miteinander verbunden. In jeder Sitzung werden feldspezifische Formen ethnographischer Praxis erörtert und diese in Bezug zu aktuellen Diskussionen zum Verhältnis von Ethnographie und Kritik gesetzt werden. Dabei geht es, einerseits, um die jüngste Debatte über den ‚Missbrauch‘ des Ethnographie-Begriffes und die Sinnhaftigkeit einer Differenzierung zwischen spekulativen, kritischen und/oder engagierten Bezugsweisen der Ethnologie und der ethnographischen Beschreibung; andererseits, um Rufe für ein Umdenken von Kritik als Modus sozialwissenschaftlicher Auseinandersetzung. Anstelle einer allgemeinen Positionierung in diesen Debatten werden im Rahmen dieser Ringvorlesung feldspezifische Perspektivierungen des Verhältnisses zwischen Ethnographie und Kritik erörtert.
Lernziele
Folgende Lernziele hat das Seminar:
- Studierende lernen die Forschungsfelder und -ansätze sowie die Lehrenden und Forschenden des Instituts kennen.
- Studierende erhalten über die Einführung in „Ethnography Reloaded“ hinaus Einblicke in aktuelle Debatten der europäischen Ethnologie.
- Studierende können ihre Schwerpunktsetzung im Studium begründen und eigene Interessen in den Fachkontext einordnen.
Teilnahmebedingungen & Modulabschlussprüfung
Wir erwarten Ihr Interesse, Ihre Anwesenheit und das Mitdenken – um das zu erleichtern, haben wir Ihnen jeweils einführende Texte genannt (die auch auf Moodle zu finden sind, soweit sie nicht im Netz stehen).
Um an diesem Seminar teilgenommen zu haben, sollen Sie über die Moodle-Seite des Kurses Kommentarbeiträge über mindestens 8 Texte machen (Sie können gerne mehr Kommentare einreichen!). Ihr Kommentar soll sich auf ein von Ihnen gewählten Zitat aus dem Text beziehen. In ihrem Beitrag geben Sie zunächst das Zitat an und dann ihr Kommentar dazu. Dabei sollen Sie darauf achten, dass das Zitat nicht von anderen Studierenden schon kommentiert worden ist. Wenn dies der Fall ist, können Sie sich ein anderes Zitat aussuchen, bzw. den schon hinterlegte Beitrag kommentieren, aber dies nur falls ihr Kommentar was Neues beiträgt. Kommentare können bis 23:59 Uhr des Sonntags vor der Sitzung, in der der jeweilige Text besprochen worden ist, hochgeladen werden. Danach ist das Moodle-Forum geschlossen.
Es ist zwar theoretisch möglich, aus dieser Veranstaltung heraus eine Modulabschlussprüfung zu schreiben. Doch wir raten dringend davon ab: Wir gehen davon aus, dass Sie – so Sie Erstsemester MA sind – diese Veranstaltung mit einem spezifischen Einführungsseminar aus dem MA Angebot kombinieren. Wir legen Ihnen daher nahe, die MAP aus dem spezifischen Einführungsseminar heraus zu schreiben und das Wissen dieser Ringvorlesung zur Verdichtung Ihrer MAP zu nutzen. Bei Ausnahmen bitte in Kontakt mit mir treten.
SEMINARPROGRAMM
15.10.
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Einführung I: Zum Verhältnis zwischen Ethnographie und Ethnologie
Vortragender: Ignacio Farías
Text: Ingold, I. (2014) "That’s enough about ethnography!”. HAU. Journal of ethnographic theory.
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22.10.
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Einführung II: Zur Kritik der Kritik von Kritik
Vortragende: Silvy Chakkalakal & Ignacio Farías
Text: Fassin, D. (2017). The endurance of critique. Anthropological Theory, 17(1), 4-29
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29.10.
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Wissens- und Wissenschaftsgeschichte: Intervention in "Denkstile"
Vortragende: Leonore Scholze-Irrlitz
Text: Scholze-Irrlitz, Leonore (2009) Feldforschung in der Mark Brandenburg. Volkskundliche Wissensproduktion in den 1930er Jahren in Berlin. In: I. Dietzsch, W. Kaschuba, L. Scholze-Irrlitz (Hrsg.): Horizonte ethnografischen Wissens. Eine Bestandsaufnahme. Köln, Weimar, Wien: , S. 112–130 mit Einleitung, ebd., S. 7-15
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5.11.
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Kritische Europäisierungsforschung: Postkoloniale Perspektiven
Vortragende: Regina Röhmild
Text: Römhild, Regina & Shalini Randeria (2013): Das postkoloniale Europa: Verflochtene Genealogien der Gegenwart. In: Dies. & Sebastian Conrad (Hg.),
Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts-
und Kulturwissenschaften. Zweite, erweiterte Auflage. Frankfurt a.M. u.a.:
Campus, 9-31.
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12.11.
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GenderQueer in der Europäischen Ethnologie: Forschung und Intervention
Vortragende: Beate Binder
Text: Binder, B. & Hess, S. (2013), Eingreifen, kritisieren, verändern. Genealogien engagierter Forschung in Kulturanthropologie und Geschlechterforschung, in: Beate Binder et al. (Hg.): Eingreifen, kritisieren, verändern!? Interventionen ethnographisch und gendertheoretisch. Münster: Westfälisches Dampfboot, 22-54.
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19.11.
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Intersektional forschen - Zu Verflechtungen von Gender und Migration
Vortragende: Urmila Goel
Text: Binder, B. & Hess, S. (2011), "Intersektionalität aus der Perspektive der Europäischen Ethnologie", in: Hess, S. et al. (Hrsg.), Intersektionalität Revisited, Bielefeld: transcript, 15-52.
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26.11.
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Museums etc.
Vortragende: Sharon Macdonald
Text: Sharon Macdonald (1997) ‘The museum as mirror: ethnographic reflections’, in A. James, J. Hockey and A. Dawson (eds) After Writing Culture. Epistemology and Praxis in Contemporary Anthropology, London: Routledge, pp. 161-76.
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3.12.
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Medien- und Digitalanthropologie
Vortragender: Christoph Bareither
Text: Bareither, C. (2019) ‚Medien der Alltäglichkeit. Der Beitrag der Europäischen Ethnologie zum Feld der Medien- und Digitalanthropologie‘. Zeitschrift für Volkskunde
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10.12.
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Anthropology through Design: Devices for joint problem-making
Vortragender: Tomás Criado
Text: Criado, T. (draft) ‘A ‘how-to’ anthropology: Learning to relate in order to relate’
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17.12
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Gruppendiskussion: Zwischenbilanz – Was haben wir gelernt?
Moderation: Urmila Goel & Ignacio Farías
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JAHRESENDEPAUSE
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7.1.
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Das ver-rückte Labor: Ethnographie und Wissenschaftsforschung Vortragende: Tahani Nadim
Text: Beaulieu, A. (2010). From co-location to co-presence: Shifts in the use of ethnography for the study of knowledge. Social Studies of Science, 40(3): 453-470.
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14.1.
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Mensch-Umwelt Beziehungen im Anthropozän: Ethnographie zwischen molekularen und planetaren Dingen von Belang
Vortragender: Jörg Niewöhner
Text: Niewöhner, J. und S. Beck (2017). Phänomenographie: Sinn-volle Ethnographie jenseits des menschlichen Maßstabs. In: Kulturen der Sinne. Zugänge zur Sensualität der Sozialen Welt. K. Braun, C.-M. Dieterich, T. Hengartner and B. Tschofen. Würzburg, Königshausen & Neumann: 78-96.
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21.1.
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Ethnographie städtischer Infrastrukturen als Herausförderung an die kritische Stadtforschung
Vortragender: Ignacio Farías
Text: Farías I. (2011) The politics of urban assemblages. CITY 15(3): 365-374.
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28.1.
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Anthropologie politischer Gewalt
Vortragender: Jens Adam
Text: Nancy Scheper-Hughes: Coming to our Senses: Anthropology and Genocide. In: Alexander Laban Hinton (Hrsg.): Annihilating Difference. The Anthropology of Genocide. Berkeley/Los Angeles/London 2002, S. 348-381
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4.2.
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Gruppendiskussion: Rückblick – Was haben wir gelernt?
Moderation: Beate Binder & Ignacio Farías
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