Kommentar |
Als Gegenspieler der Gabe und des reziproken Austauschs sind sie verfemt: Piraten, Diebe, Schmuggler oder Squatter. Sie vereinseitigen den Tausch, zweigen ab aus den Kreisläufen. Kurzum: Sie nehmen nur und geben nicht. Im Seminar setzen wir uns eingehend mit diversen verrufenen Gestalten des Nehmens und ihren korrespondierenden Praktiken auseinander.
Drei Dimensionen sollen die kulturelle Produktivität des Nehmens dabei erschließen helfen. Erstens wollen wir das Wechselspiel aus (Selbst-)Legitimierung und Illegitimierung beleuchten, das den rechtlich prekären Status bzw. Anspruch dieser Nehmenden kennzeichnet. Zweitens wollen wir die ökonomische Ordnung verstehen, die Systeme des verketteten Nehmens ausprägen. Dabei ist ebenfalls entscheidend, welche Berührungspunkte solche Ordnungen mit hegemonialen Ökonomien auszuprägen imstande sind, z.B. ob und wie Kaper- oder Hehlerware in wirtschaftliche Kreisläufe reintegrierbar ist. Drittens wollen wir die Sozialstruktur der Nehmenden untersuchen, um zu ergründen, inwiefern spezifische Vergemeinschaftungsformen, wie z.B. des Sozialbanditentums, aus dieser Handlungsform erwachsen können. |