Kommentar |
Wenn die Moderne, wie immer wieder behauptet wurde, mit Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) begann, dann befand sie sich von Anfang an im Krisenmodus. Der Genfer Philosoph, Fortschrittsfeind und vielleicht erste Wutbürger Europas beschrieb den Menschen als zutiefst entfremdetes Wesen. Doch so sehr er schon seine Zeitgenossen polarisierte: Der modernen Aporie von Individualität und Gesellschaft, von Natur und Kultur, von Regierung und Freiheit hat er überhaupt erst eine Stimme verliehen. Die Folgen seiner Schriften bis in die Gegenwart sind kaum zu überschätzen. Vom Totalitarismus bis zur Identitätspolitik, von alternativen Lebensentwürfen bis in die Debatten der Ästhetik und vom 18. bis ins 21. Jahrhundert reichen die intensiven Auseinandersetzungen mit Rousseaus Ideen. Im Seminar werden wir einige seiner zentralen Texte lesen und über ihre Bedeutung und Aktualität diskutieren. |