Kommentar |
Das Phänomen des religiösen Glaubens hat die Philosophie seit jeher zur kritischen Auseinandersetzung herausgefordert. Das Seminar beschränkt sich auf diejenige Art von Religionskritik, die sich auf philosophische Argumente stützt.
Zunächst werden wir sortieren, an welchen Aspekten von Religion sich die Kritik entzündet. Die aufklärerische Religionskritik des 18. Jahrhunderts argumentierte primär autoritäts- und dogmatismuskritisch. Kirchenkritik wird aber kein Gegenstand des Seminars sein. Im 19. Jahrhundert ist die ideologiekritische (Priesterbetrugstheorie, Opium des Volkes) und die genealogisch-anthropologische Religionskritik (Projektionsthese, christliche Sklavenmoral) einflussreich gewesen. In der Gegenwartsphilosophie, aber auch schon bei Hume und Kant, stehen rationalitäts- und erkenntnistheoretische Fragen im Vordergrund: Was spricht für, was gegen die Existenz Gottes? Wie verhalten sich Glaube und Wissen zueinander? Darf man nur glauben, wofür man gute Gründe hat? Wie verhält sich der Glaube zur Hoffnung? Wann geht Hoffnung in Selbsttäuschung über? Wie soll man mit unbeantwortbaren Fragen umgehen? Lässt sich religiöser Glaube mit einem wissenschaftlichen Weltbild vereinbaren? Gibt es einen spezifischen Modus religiöser Erfahrung?
Das Seminar wird so angelegt sein, dass wir uns über klassische Texte (Hume, Kant, Feuerbach, Marx, Nietzsche) in die Gegenwartsphilosophie vorarbeiten. |