Im Seminar wird das Aufeinandertreffen und die Aushandlung konkurrierender Rechtssysteme thematisiert, mit der sich unterschiedliche Bevölkerungsgruppen innerhalb staatlicher Gemeinwesen konfrontiert sehen. Dabei sollen sowohl historische Perspektiven eingenommen als auch aktuelle Fragestellungen formuliert werden, die angesichts des durch Migration sich verändernden Europas in den nächsten Jahrzehnten immer wieder neu zu stellen sein werden.
Die Frage nach gesellschaftspolitischen Konfliktpotentialen und Konfrontationen zwischen religiösen Normensystemen, Institutionen und gesellschaftlichen Gruppierungen und dem modernen Rechtsstaat erschöpft sich dabei nicht allein auf eine Beschreibungen der Aushandlung zwischen Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft. Vielmehr verweisen sie zugleich auf den residualen Fortbestand einer vormodernen korporativen Ordnung innerhalb der Strukturen des modernen National- und Rechtsstaats. Emblematisch steht dafür etwa das Beispiel des Kirchenasyls, im dem sich Konflikte zwischen Staats- und Kirchenrecht und damit zwischen zwei konkurrierenden Rechtssystemen verdichten. Ein solcher Zugriff lässt sich bspw. auch auf die Autonomie der Universitäten ausweiten, die als universitas der vormodernen korporativen Rechtsordnung erwachsen waren. |