Kommentar |
„Und der Haifisch, der hat Zähne ...“ – kann man die Brecht’sche Moritat ohne ihre bekannte Melodie denken? In seinen Werken hat Brecht Text und Musik häufig zusammengedacht. Für eine solch synthetisierende Perspektive stehen frühe Bühnenstücke wie Mahagonny oder Die Dreigroschenoper ebenso beispielhaft ein wie die Gedichte, die Brecht in seinen Exiljahren verfasst hat. Ein Grund hierfür liegt vor allem in der engen Zusammenarbeit zwischen Brecht und den Komponisten: Kurt Weill, Hanns Eisler oder Paul Dessau – mitunter enge Freunde oder langjährige Weggefährten. Text und Musik, das ist in Sachen Brecht deshalb immer auch ein Verweis auf eine Zusammenarbeit, eine Art von Künstlerkollektiv in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Weil die Verbindung von Literatur und Musik in Brechts Werken ein konzeptionelles Moment darstellt, lohnt die Betrachtung der medialen Ebenen aus einer interdisziplinären Fachperspektive. Im SE werden Werke Brechts aus verschiedenen Genres und Schaffensphasen betrachtet und die Verbindung zwischen Text und Musik sowie kollektiver Autorschaft in den Blick genommen, um diese neben der intensiven Text- und Medienanalyse auch in einen übergreifenden literatur- bzw. musikwissenschaftlichen Fachdiskurs einzuordnen. Ein Besuch im Brecht- bzw. Eisler-Archiv der Akademie der Künste soll Einblicke in das Feld der Editionsphilologie und den Umgang mit Originalquellen geben sowie darüber hinaus den Fokus auf Brechts Arbeitsprozesse und die damit verbundene Werkgenese lenken. Ein detaillierter Seminarplan wird zu Beginn des Semesters ausgegeben. Das SE wird gemeinsam von der Literaturwissenschaftlerin Constanze Baum und der Musikwissenschaftlerin Gabriele Groll abgehalten. Musikwissenschaftliches Basiswissen ist nicht bindend für die Teilnahme, aber willkommen. Die Bereitschaft zur wöchentlichen Vorbereitung von Text- und Tonmaterial wird erwartet. Fakultativ sind Theaterbesuche in Abhängigkeit des Berliner Spielplans möglich. |