Kommentar |
Ruhm ist seit jeher ein zentrales Thema der Dichtung. Schon Achill in der Ilias (9, 411) nimmt den ihm prophezeiten, bevorstehenden Tod in der Schlacht an, weil er mit der Unsterblichkeit seines Namens belohnt wird. Die Erzählung von den heroischen Taten an die Nachwelt zu übermitteln, begründet in den abendländischen Dichtungstraditionen wiederum den Anspruch des Dichters auf einen Ruhm, der komplementär zu dem des Heros zu sein beansprucht. Die Dauerhaftigkeit des eigenen Wortes und Werkes zu behaupten, gehört in der Frühen Neuzeit zu den wiederkehrenden Gesten selbstbewusster Dichter. Mit ihr bieten sie den Herrschern, die sie besingen, ihre Leistung an: Erst ihr charismatisches Wort vermag deren stumme, ephemere Taten im Überlieferungsgedächtnis der Menschheit präsent halten. Um 1800 gewinnen diese eng mit der Dichtung verbundenen Dynamiken des Ruhms ganz neue Dimensionen. Indem sich der Buch- und Nachrichtenmarkt sozial ausweitet und ein immer größeres Publikum an ihm Anteil hat, indem auch die transnationale Kommunikation sich rasant intensiviert und beschleunigt, beginnen sich Formen von Zelebrität und Startum herauszubilden, wie sie in Grundzügen noch gegenwärtig vertraut sind. Persönlichkeiten wie Voltaire und Benjamin Franklin, dann Goethe und Byron gewinnen durch einzelne Werke schlagartige, internationale Berühmtheit. Von da an interessiert sich die literarische und kulturelle Öffentlichkeit für sie, verfolgt verehrend ihr Leben und Schaffen, die Skandale und den Klatsch. Die Stars wiederum inszenieren sich in Bezug auf diese öffentliche Wahrnehmung, was den Charakter literarischen Schreibens verändert. Diesen historischen Konstellationen von Ruhm bzw. Zelebrität und Literatur sollen vergleichend Beispiele aus der Moderne und aus der Gegenwart an die Seite gestellt werden, wobei auch andere Künste und Medien einbezogen werden. Die endgültige Zusammenstellung der Texte und Gegenstände wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.
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