Kommentar |
Polarlichter faszinierten die Menschen seit jeher. Beschreibungen und Erklärungsversuche dieses Lichtschauspiels finden sich bereits in der griechischen und römischen Antike und in der altnordischen Literatur. Von der ersten, systematischen Nordlichtforschung im frühen 18. Jahrhundert bis zur solarphysikalischen Erklärung des Lichtphänomens im 20. Jahrhundert war es ein langer Weg. Als der norwegische Physiker Kristian Birkeland an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert seine Theorie der Sonnenwinde entwarf, um die Entstehung des Polarlichts zu erklären, sollte es noch weitere 60 Jahre dauern, bis diese Theorie bestätigt werden konnte. Die Geschichte der Polarlichtforschung zeigt nicht nur, dass über die ‚richtige‘ Deutung des Phänomens gestritten wurde, sondern auch über die Deutungshoheit. Die Polarlichtforschung ist auch eine Arena, in der sich europäische Nationen als Wissensnationen profilieren können.
In diesem Kurs werden wir unterschiedliche Aspekte der Polarlichtforschung – wissenschaftshistorische, literarisch-ästhetische, nationalpolitische Aspekte – anhand von norwegischen, schwedischen und dänischen Texten vorwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert näher untersuchen. Der Kurs ist projektorientiert, wird in enger Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek der Universität Tromsø – Norwegens arktischer Universität angeboten und dient der Erweiterung einer wissenschaftshistorischen Datenbank, die von der Universitätsbibliothek Tromsø verwaltet wird: Aurorae Borealis Studia Classica (https://septentrio.uit.no/index.php/aurora/index). Der Kurs gibt eine etwa vierstündige Einführung in die Geschichte der Polarlicht-Forschung. Ziel und zugleich Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme sind es allerdings, dass die Studierenden während des Semesters Inhaltsreferate zu einem selbstgewählten Polarlicht-Text verfassen (die Texte werden zu Beginn des Semesters digital zur Verfügung gestellt). Die Inhaltsreferate sowie die besprochenen Originaltexte werden dann nach Abschluss des Kurses in der genannten Datenbank Aurorae Borealis Studia Classica veröffentlicht.
Erwartet wird von den Teilnehmenden also das Interesse an älteren literarischen und wissenschaftshistorischen Texten zum Polarlicht, die Fähigkeit zum eigenständigen Recherchieren sowie die Bereitschaft, sich auf prozessorientiertes Schreiben im Unterricht einzulassen und Textentwürfe im Plenum vorzustellen und zu diskutieren. |
Literatur |
Per Pippin Aspaas, Robert Marc Friedman und Sven Widmalm: The History of Research into the Aurora Borealis = Acta Borealia. A Nordic Journal of Circumpolar Societies (Sonderheft) 29/2 (2012)
Robert Marc Friedman: Making the Aurora Norwegian: Science and Image in the Making of a Tradition, in: Interdisciplinary Science Reviews, 35/1 (2010), S. 52-70
Lucy Jago: Nordlysets gåte. Beretningen om Kristian Birkeland. Oslo 2002. (Englischer Originaltitel: The northern lights - how one man sacrified love, happiness and sanity to unlock the secrets of space. New York 2002.) |