Kommentar |
Kaum ein Bereich menschlichen Denkens und Handelns scheint so unmittelbar mit Gefühlen verbunden zu sein wie der der Moral. Manche Philosophen haben diesen Umstand zum Anlass dafür genommen, die Auffassung zu vertreten, dass Moral im Wesentlichen nichts anderes als eine Gefühlsangelegenheit ist. Damit kann gemeint sein, dass moralische Urteile und Überzeugungen primär gefühlsgeleitet sind, oder sogar, dass sie nichts anders als emotionale Zustände sind. Damit kann aber auch gemeint sein, dass der Inhalt moralischer Normen und Werte selbst essentiell von unserer emotionalen Beschaffenheit abhängt. Es ist üblich geworden, Moraltheorien dieser Art unter der Bezeichnung moralischer Sentimentalismus zusammenzufassen.
In diesem Seminar werden wir uns mit unterschiedlichen Spielarten des moralischen Sentimentalismus beschäftigen. Dabei werden wir diesen in seinen wichtigsten historischen Ausprägungen kennenlernen und diskutieren – von den britischen Sentimentalisten (Shaftesbury, Hutcheson, David Hume, Adam Smith) bis hin zu Expressivisten (Simon Blackburn) und den Neo-Sentimentalismus (D’Arms und Jacobson) der Gegenwartsdiskussion. Nicht zuletzt werden wir auch sentimentalistische Projekte behandeln, die durch neuro- und kognitionswissenschaftliche sowie evolutionspsychologische Arbeiten der neuesten Zeit motiviert sind (Jonathan Haidt, Jesse Prinz). |