Kommentar |
Trotz aller Debatten um direktdemokratische Verfahren stehen Wahlen von Legislative und/oder Exekutive weiterhin im Mittelpunkt demokratischer Systeme, ist es doch ihre Aufgabe, eine Repräsentation der Interessen der BürgerInnen in politischen Entscheidung(sprozess)en sicher zu stellen. Entsprechend wählen die BürgerInnen aus dem Angebot Parteien oder Personen aus, welche sie in der nächsten Legislaturperiode vertreten sollen. Wie aber lassen sich diese individuellen Entscheidungen erklären? Sind es sozialstrukturelle Positionen, Wert- oder Politikvorstellungen, rationale Kosten-Nutzen-Kalkulationen, Sachfragenpositionen, Protest oder persönliche Sympathien zu einzelnen Personen, die letztlich über das Wahlverhalten entscheiden?
Im ersten Teil des Seminars werden verschiedene Theorien des Wahlverhaltens vorgestellt und diskursiv kontrastiert. Theorien des Wahlverhaltens bilden einen der zentralen Schnittpunkte zwischen Politikwissenschaft, Soziologie und Psychologie. Sie verbinden zudem die Mikro-, Meso- und Makroperspektive, um ein möglichst präzises Verständnis menschlichen Verhaltens in unterschiedlichen Kontexten zu ermöglichen. Im zweiten Teil wird die Relevanz dieser Theorien anhand empirischer Studien erörtert, sowie der Frage nachgegangen, wie sich die Theorien überhaupt überprüfen lassen bzw. Wahlverhalten und damit verbundene Konzepte gemessen werden können. Der Fokus der theoretischen und empirischen Texte beschränkt sich dabei aber nicht auf Deutschland; es soll ein möglichst umfassendes Bild gegenwärtiger Wahlverhaltensforschung in vergleichender Perspektive erarbeitet werden. |
Literatur |
Falter, J. W. und H. Schoen (Hrsg.) (2014): Handbuch Wahlforschung, 2. Auflage. Wiesbaden: Springer VS.
Gabriel, O. W. und B. Westle (2012): Wählerverhalten in Deutschland. Eine Einführung. Baden-Baden: Nomos.
Roth, D. (2008): Empirische Wahlforschung. Ursprung, Theorien, Instrumente und Methoden, 2., aktualisierte Auflage. Wiesbaden: VS Verlag.
Van der Eijk, C. und M. N. Franklin (2009): Elections and Voters. Houndmills: Palgrave Macmillan. |