Kommentar |
Negative Auswirkungen der Wirtschaft auf die Umwelt werden in ökonomischen Mainstream-Theorien kaum beachtet. Auch soziale Unterschiede und Diskriminierung finden selten Platz in Modellen, in denen Akteure als "Homines Oeconomici" mit identischen Ausgangslagen und Chancen behandelt werden. Doch obwohl man in den Universitäten nur selten von ihnen hört, existieren bereits ökologisch-ökonomische Ansätze und die sogenannte Feministische Ökonomie, die diese beiden blinden Flecken der neoklassischen VWL aufdecken.
Auch darüber hinaus haben Ökologie und Gender wesentlich mehr miteinander zu tun, als oftmals auf den ersten Blick zu erkennen. Schaut man sich z.B. an, wer Klimawandel wesentlich verursacht, wer dagegen die Auswirkungen spürt und wer bei Lösungen mitspricht, müssen die Antworten nach demografischen Aspekten, und unter anderem Geschlecht, differenziert werden. Außerhalb der VWL findet man bereits Autor*innen, die Ziele der ökologischen Nachhaltigkeit und feministische Perspektiven miteinander verbinden. Genau wie sie glauben wir, dass eine ökologisch nachhaltige Welt in der soziale Ungerechtigkeiten und Sexismus weiterexistieren, genauso wenig erstrebenswert ist wie eine gleichberechtigte Menschheit, die sich ihrer eigenen ökologischen Lebensgrundlage beraubt. Da ökonomische Theorien und die Beschaffenheit unseres Wirtschaftssystems auf beide Aspekte einen nicht unerheblichen Einfluss haben, wollen wir die Schnittstelle der drei Bereiche Gender, Nachhaltigkeit und Ökonomie in den Fokus rücken.
Gemeinsam mit Euch werden wir uns Ansätze des nachhaltigen Wirtschaftens anschauen, wie zum Beispiel die Postwachstumsbewegung, Grünes Wachstum, oder dezentrales alternatives Wirtschaften in solidarischen Betrieben, und untersuchen ob und inwiefern eine feministische Perspektive in diesen Theorien notwendig ist. In kleinen Forschungsgruppen können im Anschluss Fragestellungen beantwortet werden, mögliche Themen sind Queer Ecologies, Zeitwohlstand, Care Economics und viel mehr. Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, über die Form entscheidet der Kurs. Teilnehmer*innen aller Studienfächer sind willkommen. Anmeldung, Anregungen und Fragen gerne vorab an l.maassen@hu-berlin.de oder in der ersten Sitzung. |