Gegenstand der Forschungen zum semantischen Wandel sind vor allem die Typen dieses Phänomens, seine Ursachen und Verbreitung. Als traditionelle Bedeutungswandelarten gelten Metapher, Metonymie, Synekdoche, Bedeutungsverengung oder Bedeutungserweiterung, Bedeutungsverbesserung oder Bedeutungsverschlechterung. Dieses Repertoire wird in der neueren Forschung durch kognitiv und pragmatisch bedingte Erscheinungsformen wie Prototypen, Frames, Assoziationsprinzipien, Implikaturen, lexikalische Präsuppositionen ergänzt. Die Ursachen des semantischen Wandels sind vielfältig:
(i) Bedürfnis nach beschönigender Ausdrucksweise
(ii) Streben nach bildhafter Ausdrucksweise
(iii) Bedarf an einer neuen Bezeichnung für etwas bisher Unbekanntes
(iv) Verschwinden bestimmter Gegenstände oder Handlungen aus dem täglichen Leben
(v) Wegfall der ursprünglich vorhandenen bezeichneten Gegenstände oder Handlungen durch Weiterentwicklung der Gesellschaft
(vi) Weiterentwicklung der Wissenschaft, die zum Wegfall von Teilbedeutungen führt
(vii) Psychologische Eigenschaften des Wortes (zum Beispiel kann Absinken der stilistischen Ebene in einem Bereich zum Verschwinden des Wortes in einem anderen Bereich führen.)
(viii) Änderung durch lautliche Veränderungen
Und zur Verbreitung kann beitragen:
(i) Die betreffende Verwendung des Ausdrucks spielt eine wichtige Rolle in einem für eine Sprechergruppe zentralen Thema.
(ii) Das für diese Verwendung vorausgesetzte gemeinsame Wissen ist gut etabliert.
(iii) Die Verwendung entspricht kommunikativen Prinzipien
wie dem der Originalität oder der Genauigkeit.
(iv) Die Verwendung hat hervortretende semantische Beziehungen zum Gebrauch anderer Ausdrücke. Aufgabe ist Typen von semantischem Wandel anhand Korpora älterer Sprachstufen zu beschreiben, Ursachen und Verbreitungswege aufzudecken und mit dem heutigen Sprachstand zu vergleichen. Auch die Sprache eines Autors, wie z.B. Martin Luthers, kann Untersuchungsgegenstand sein. |