Kommentar |
Die Konstruktion eines musikalischen Kanons, der auf dem Konzept einer linearen Historiographie und einem sich daraus eröffnenden Fortschrittsgedanken beruht, wird seit längerer Zeit aus unterschiedlicher Perspektive sowie mit unterschiedlichen Zielsetzungen und Methoden kritisiert. Das Q-Tutorium strebt eine solche Betrachtung durch die Gender-Perspektive an: Wir wollen die „weißen Flecken“ der musikalischen Landschaft, genauer gesagt marginalisierte Komponistinnen und ihren sozialen sowie musikalischen Habitus beleuchten. Anhand einer Auswahl von Komponistinnen werden bestimmte Topoi untersucht, die, mit dem Ziel Konvergenzen bzw. Divergenzen im Umfeld und Schaffen von Komponistinnen per se sowie im Verhältnis zu den Gender-Diskursen der jeweiligen Zeit festzustellen, gegenübergestellt werden. Im anschließenden Vergleich der Auswertungen sollen Vernetzungen in der weiblichen Musikgeschichte geschaffen werden.
Eine solche interdisziplinäre Konzeption ermöglicht eine Vielfalt von Teilfragen, welche die Teilnehmer*innen gemeinsam auswählen können: Ansatzpunkte zur Beantwortung der Forschungsfrage reichen von musikwissenschaftlichen über ethnologische und soziologische bis hin zu performativen, philosophischen und psychologischen Themenbereichen. Aus diesem Grund sind grundlegend verschiedene Fachrichtungen in das Q-Tutorium integrierbar: Um das Forschungsthema in seiner ganzen Bandbreite zu beleuchten, sind Studierende der Musik-, Kunst- und Theaterwissenschaft sowie künstlerisch-praktischer Studiengänge der Musikhochschulen sowie Studierende der Gender Studies, Soziologie, Germanistik, Philosophie, Psychologie und Ethnologie herzlich willkommen.
Unsere Kontakte: Ivana Rajic •rajiciva@hu-berlin.de & Elizaveta Willert •elizaveta.gutkevich@hu-berlin.de |
Literatur |
Bock, G. (2005) Frauen in der europäischen Geschichte. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München: C.H. Beck.
Citron, M.J. (1993) Gender and the Musical Canon. Champaign: University of Illinois Press.
Grotjahn, R.; Vogt, S. (Hrsg.) Musik und Gender. Grundlagen – Methoden – Perspektiven. Kompendien Musik, 5. Laaber: Laaber-Verlag, 2010.
Olivier, A.; Weingartz-Perschel (Hrsg.) Komponistinnen von A–Z. Düsseldorf: Toccata-Verlag für
Frauenforschung, 1988.
Rieger, E. (1981) Frau, Musik und Männerherrschaft. Zum Ausschluß der Frau aus der deutschen
Musikpädagogik, Musikwissenschaft und Musikausübung. München: Ullstein. |