Kommentar |
Die grammatische Kategorie Tempus betrifft die zeitliche Situierung von Ereignissen. Aus der Schulgrammatik kennen wir dazu das klassische Modell der sechs Tempora, denen jeweils eine relativ klare zeitliche Bedeutung zugeordnet wird. Die einzelnen Bedeutungen werden hier wiederum relativ klar voneinander unterschieden. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass ein solcher Ansatz schnell an seine Grenzen stößt. Wie lassen sich beispielsweise Phänomene wie die große Einsatzbreite des Präsens oder die teilweise Austauschbarkeit von Perfekt und Präteritum erklären? Müssen andere Verbalformen, wie das sogenannte Doppelperfekt in das Tempusmodell des Deutschen integriert werden? Im Seminar sollen unterschiedliche Theorien zu Tempus und Tempora auf ihre Reichweite hin untersucht und an Belegen aus Korpora überprüft werden. Zudem soll der Blick auf die Entstehung insbesondere der zusammengesetzten Zeitformen zum Verständnis ihres aktuellen Gebrauchs beitragen. |