Kommentar |
Das SE widmet sich dem Verhältnis von Sexualgeschichte und Literatur im westlichen Nachkriegsdeutschland. Wichtige historische Ereignisse, Brüche, Krisen und langfristige Veränderungen führen zu immer neuen Perspektivierungen des Sexuellen in Literatur. Umgekehrt ist Literatur selbst Akteurin in historischen Konstellationen. Untersucht werden unter anderem die Sexualskandale der frühen Bundesrepublik, die empirisch arbeitende Sexualforschung, 1968 und die nachfolgende Schwulen-, Frauen- und Lesbenbewegung, die Anfänge der sogenannten Gastarbeiterliteratur, die AIDS-Krise der 1980er Jahre und schließlich das Ende der DDR. Dazu werden Texte von u.a. Wolfgang Koeppen, Felix Rexhausen, Vera Kamenko, Luise Pusch und Ronald M. Schernikau untersucht. In den einzelnen Sitzungen wird jeweils ein exemplarischer literarischer Text zu einem historischen Komplex in Verbindung gesetzt. Auf diese Weise sollen Verhältnisse wechselseitiger Bedingtheit in den Blick genommen werden. Das interdisziplinär zwischen Geschichts-, Literaturwissenschaft und Geschlechterforschung konzipierte Seminar vermittelt in gleicher Weise Grundzüge einer Sexualgeschichte der Bundesrepublik und kontextbezogene Lektüretechniken.
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Literatur |
Adorno, Theodor W.: „Sexualtabus und Recht heute“. In: ders.: Gesammelte Schriften, Bd. 10.2, hrsg. v. Rolf Tiedemann, Frankfurt a.M. 1997, S. 533–554; Hartwig, Ina: Sexuelle Poetik. Proust. Musil. Genet. Jelinek, Frankfurt a.M. 1998; Sigusch, Volkmar/ Grau, Günter (Hrsg.): Personenlexikon der Sexualforschung, Frankfurt a.M. 2009; Bovenschen, Silvia: Die imaginierte Weiblichkeit. Exemplarische Untersuchungen zu kulturgeschichtlichen und literarischen Präsentationsformen des Weiblichen, Frankfurt a.M. 1979 (= edition suhrkamp 921). |